Weiblicher Sibirischer Tiger Grüner Zoo Wuppertal: „Mymoza“ lebt nicht mehr
Wuppertal · Im Grünen Zoo Wuppertal ist am Montag (4. September 2023) der weibliche Sibirische Tiger „Mymoza“ eingeschläfert worden. Ein neues Zuchtpaar ist bereits in Planung.
Dem Tierpflegeteam war aufgefallen, dass „Mymoza“ in den vergangenen Tagen nicht so viel Appetit hatte wie üblich. „Außerdem lief dem Tier vermehrt Speichel aus dem Maul. Da die Tigerkatze mit ihren fast 18 Jahren schon ein sehr hohes Alter hatte, wurde zunächst eine Nierenerkrankung vermutet, wie sie für alte Katzen typisch ist“, so der Zoo. „Nachdem eine darauf ausgerichtete, unterstützende Therapie dem Tier jedoch nicht zufriedenstellend half, wurde am Montag eine Untersuchung in Vollnarkose durchgeführt.“
Das Ergebnis: Eine Blutuntersuchung ergabzwar tatsächlich leicht erhöhte Nierenwerte, aber das eigentliche Problem lag in der Maulhöhle: Ein Tumor war im Gewebe unter der Zunge gewachsen. Der Tumor hatte bereits eine Größe erreicht, in der er das Kauen deutlich erschwerte und auch bald zu Problemen beim Schlucken geführt hätte. „Mymoza“ wurde daher eingeschläfert, um ihr einen solchen Leidensweg zu ersparen. Der Tierkörper wurde zur pathologischen Sektion zu einer veterinärmedizinischen Universität gebracht und verschiedene Proben wurden für wissenschaftliche Studien gesichert.
Nach dem Tod kommt es nun zu einem Generationenwechsel: Bereits vor vier Wochen zog der zweijährige Sibirische Tigerkater „Kasimir“im Grünen Zoo ein. Der junge Kater gewöhnt sich derzeit noch in den für Zoogäste nicht einsehbaren Innenanlagen an sein neues Zuhause und wird bald auch auf der Außenanlage erscheinen. „Mymozas“ ehemalige Anlage wird in Kürze ebenfalls mit einer jungen Sibirischen Tigerkatze besetzt werden. Für das neue Paar besteht eine Zuchtempfehlung des Europäischen Ex-situ-Programms der EAZA (EEP), sodass der Grüne Zoo durch gezielte Zucht wieder zum Erhalt der bedrohten Tiger-Unterart beitragen kann.
Genau wie bei Menschen gibt es auch bei Tieren bestimmte Erkrankungen, die typischerweise im Alter auftreten. Krebserkrankungen gehören dazu. Je älter eine bestimmte Tierart in Zoos wird, desto häufiger treten solche Krankheiten also auf. „Die Glenksarthrose, wie wir sie bei unserem Gorillaweibchen ,Roseli‘ festgestellt haben, ist ebenfalls eine typische Erkrankung eines alten Tieres. ,Roseli‘ geht es unter einer neuen Schmerztherapie inzwischen besser, aber sie bleibt unter engmaschiger Beobachtung“, teilt der Tierpark mit.
Seit Beginn der Zootierhaltung hat sich das Wissen um die Haltungsbedürfnisse der verschiedenen Tiere dramatisch weiterentwickelt: „Die Zootiere werden also dank verbesserter Bedingungen immer älter, viele Tierarten leben insbesondere länger als in der Wildbahn. Und mit jedem Aspekt der Tierhaltung, den wir noch weiter verbessern können, werden die altersbedingten Krankheiten zunehmen.“
Gleichzeitig bedeutet das eine besondere Verantwortung in der Betreuung dieser Tiere. Lebensqualität ist wichtiger als Altersrekorde: „Sobald solche Erkrankungen das tägliche Wohlbefinden unserer Tiere einschränken, müssen wir sie gut beobachten und genau abwägen, wie lange ihr Leben in ihrem Zustand vertretbar und erstrebenswert ist. Ein Lebensende bedeutet hier für das Gesamtkonzept Artenschutz im Zoo auch immer einen Neuanfang: Für die Gehege liegen Pläne bereit, wie dort wieder neue Perspektiven für andere Individuen entstehen können. Für das junge Tigerpaar hätte es in den Herkunftszoos weniger Platz und keine Möglichkeit zur Zucht gegeben.“
Im Grünen Zoo leben noch viele ältere Tiere: Auch die beiden Löwenkater, unser letztes Leopardenweibchen, die Kuttengeier und unser Braunbär sind bereits im letzten Viertel ihrer Lebenserwartung, um nur einige weitere Tiere zu nennen, die den Besucherinnen und Besuchern unseres Zoos seit vielen Jahren bekannt sind. Auch sie werden in nächster Zeit sterben. In ihren Anlagen beginnt danach eine neue Phase des Lebens, der Interaktion und des Artenschutzes.“