"Sweet"-Konzert am 26. Mai 2016 im Live Club Barmen "Brian, du warst wunderbar"
Wuppertal · Abschiedskonzert von "The Sweet" im Live Club Barmen am 26. Mai 2016 — da werden bei uns Erinnerungen wach. Nämlich an eine legendäre Rundschau-Scheunenfete im Jahr 1990 mit Sweet-Frontmann Brian Connolly als Stargast ...
Der Sänger der legendären Glam-Rock-Formation aus den Siebzigern hatte gewiss schon beeindruckendere Locations gesehen als die Reithalle auf Erbschlö. Aber so ganz taufrisch war der vom Rockstar-Leben schwer gezeichnete Brian ja damals auch schon nicht mehr. Für echte Fans kein Problem — Kollege Stefan Seitz traf zwei davon im Vorfeld der Scheunenfete und erlebte Vorfreude pur. Birgit und Ilona freuten sich wie Bolle auf den Auftritt und verrieten, ihm ein selbst gedrehtes Video und einen Christophorus-Anhänger schenken zu wollen.
In der Tat hätte Brian am Tage des Auftrittes gut jemand gebrauchen können, der ihn auf Schultern durch die Menschenfluten trug. Denn er hatte den Nachmittag erkennbar mit dem Konsum alkoholischer Getränke bestritten und machte einen überaus derangierten Eindruck. Während 2.000 Fans die Reithalle abzureißen drohten, schüttete er sich die angebotene Fanta-Flasche schwungvoll über den Kopf.
Um ehrlich zu sein hatten wir Bedenken, ob die Zugnummer der ausverkauften Scheunenfete den Abend überhaupt durchhält. Doch mit Anschalten des Mikrofons fiel der vorher so beklagenswert aussehende Brian aber in eine Art Automatik-Modus und spulte ein solides Hit-Programm ab. Danach schaffte er es allerdings nur noch mit helfenden Händen die Treppe zum VIP-Raum herauf.
Umso erstaunter waren wir Tage später über die Rechnung des Ronsdorfer Hotels, in dem Brian eigentlich allein abgestiegen war. Da standen ein zusätzliches Frühstück und eine Extra-Zimmerreinigung drauf: für die Entfernung einer mit rotem Lippenstift geschriebenen Widmung auf den weißen Bodenfliesen: "Brian, du warst wunderbar." Viel älter ist er trotzdem nicht geworden. Übrig geblieben ist von der Sweet-Originalbesetzung nur noch Gitarrist Andy Scott. Mal gucken, wie er sich von Wuppertal verabschiedet.
