Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann "Vohwinkel hat alles, was man braucht"
Wuppertal · Wer mit Heiner Fragemann durch Vohwinkel spaziert, muss etwas Zeit einplanen. Denn der Bezirksbürgermeister ist für sein Engagement bekannt und beliebt. Rundschau-Mitarbeiterin Sabina Bartholomä sprach mit ihm.
Rundschau: Herr Fragemann, was macht diesen Stadtteil für Sie zu etwas Besonderem?
Fragemann: Vohwinkel hat einfach alles, was man braucht: eine gute Infrastruktur, Ärzte, alle Schulformen, Fachgeschäfte, auch wenn es unschöne Leerstände gibt, Handwerk und eine grüne Umgebung. Dazu kommen die vielen ehrenamtlich engagierten Menschen, die nicht weggucken. Etwa die Arbeitsgemeinschaft Vohwinkeler Vereine, die Aktion V, der Bürgerbahnhof, der Besucher weit über die Stadtgrenze hinaus mit seinem Programm erfreut, und Einzelpersonen, wie etwa Justyna Weitz oder Eckehard Lowisch, die sich kritisch mit der Gesellschaft auseinandersetzen, um sich dann für sie zu engagieren.
Rundschau: Stichwort Eckehard Lowisch, glauben Sie, dass sich Sponsoren für das 5-Nischen-Kunstprojekt finden?
Fragemann: Ja, neben der Anerkennung des künstlerischen Werkes ist der Standort einfach ideal als Eingang zu Vohwinkel. Es hat bei den Vohwinkelern und den Besuchern einen sehr hohen Stellenwert. Es gibt bereits konkrete Gespräche mit Sponsoren, an denen ich auch aktiv beteiligt bin.
Rundschau: Auf der Negativseite sollen die Zuschüsse für das Jugendhaus gekürzt werden ...
Fragemann: Der Jugendhilfeplan sieht eine Umverteilung der Mittel vor, der bisher unterversorgte Osten der Stadt soll mehr finanzielle Zuwendungen erhalten. Ich selbst sehe das sehr kritisch, wir sind hier nicht überversorgt. Wenn gekürzt wird, müssen wir unsere hohen Standards herunter schrauben und könnten dann ähnliche Probleme wie in anderen Stadtteilen bekommen.
Rundschau: Da ist es ja sicherlich gut, dass das "Fambiente" erhalten wurde?
Fragemann: Ja, das ist ein ganz wichtiger Treffpunkt im Westen. Eigentlich als Sozialcafé gedacht, ist das "Fambiente" offen für alle und wird von allen Gesellschaftsschichten angenommen. Ob man eine Beratung braucht, oder nur nette Gesellschaft, hier ist jeder willkommen.
Rundschau: Wenn junge Familien hinzuziehen, kommt es oft auf den Betreuungsplatz für das Kind an, wie sieht es hier aus?
Fragemann: Auch Vohwinkel wird den Anspruch kaum zu 100 Prozent decken können, aber mit der neuen KiTa am Zaunsbusch können wir eine Lücke schließen. Allerdings wird es bis zur Eröffnung noch eine Weile dauern. Geduld ist in Vohwinkel überhaupt bei Baumaßnahmen gefragt. Wir sind froh, dass die Gebäude am Lienhardplatz nun fertig sind. Was noch fehlt, ist die Außengastronomie, auf die wir von der BV von Beginn an großen Wert gelegt haben. Zum Glück ist es uns gelungen, die von der Stadt ursprünglich geplante Versetzung des Toilettenhäuschens an den Platzeingang zu verhindern. Das stille Örtchen wird nun neben den Containern in Richtung Bahnhof angesiedelt.
Rundschau: Auch der Westen der Stadt hat durch die Flüchtlinge Neubürger bekommen, wie klappt das?
Fragemann: Als feststand, dass auch wir Flüchtlingen eine neue oder vorübergehende Heimat geben werden, haben wir in zwei Bürgerversammlungen auf die Problematik hingewiesen. Spontan hat sich eine Flüchtlingshilfe etabliert, mit mehr Teilnehmern, als ich je erwartet hatte. Jetzt haben sich Fachgruppen gebildet, die sich um Wohnung, Arbeit, Sprachkurse oder Veranstaltungen kümmern. Und eine Fahrradwerkstatt gibt es auch. Bis heute bin ich Schirmherr dieser Aktivitäten.
Rundschau: Und was brennt Ihnen im gerade angefangenen Jahr besonders unter den Nägeln?
Fragemann: Die Leerstände an der Kaiserstraße, hier muss was passieren, vielleicht auch gemeinsam mit der Aktion V. Auch hoffe ich, dass die Eröffnung des Lebensmittelmarktes neben dem ehemaligen Gebhard-Gebäude positive Signale ausstrahlt und neue Geschäfte anlockt. Ein weiteres Problem ist die geplante Erweiterung des Asphaltmischwerks. Klar brauchen alle gute Straßen, der Standort ist aber nicht optimal, zumal auch keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden. Und auch die geplante Eventhalle für den BHC macht mir Sorgen. Es ist toll, dass Wuppertal und Solingen so einen erfolgreichen Club haben. Aber die neue Halle braucht 70 bis 80 zusätzliche Events, die An- und Abfahrt führt ausschließlich über unseren Stadtteil, das könnte zu erheblichen Verkehrs- und Lärmbelästigungen führen.
Rundschau: Was wünschen Sie Ihrem Stadtteil für dieses Jahr?
Fragemann: Eine weiterhin positive Entwicklung in allen Bereichen, ein entspanntes Festwochenende im September mit Vohwinkel- Tag, dem Nachbarschaftsfest und dem Flohmarkt. Und ich freue mich sehr auf den Kirchentag.