Vohwinkel Neue Wege der Mobilität

Wuppertal · Unter dem Titel "Mobil bleiben!" fand auf dem Verkehrsübungsplatz in der Ehrenhainstraße ein Aktionstag statt, um Senioren zu zeigen, wie man auch ohne eigenes Auto noch mobil sein kann. Organisiert wurde der Aktionstag von der Arbeiterwohlfahrt und der Uni Wuppertal.

Der 75-jährige Helmut Ruppert dreht begeistert ein paar Runden auf dem Segway. Auch Carsharingdienste, E-Bike-Anbieter und die Seniorenbusschule der WSW waren vertreten.

Foto: Turek

"Mobilität ist eine Grundvoraussetzung, um ein selbstständiges Leben führen zu können", findet David Michalik von der AG "Rethink Mobility" der Uni Wuppertal, der die Veranstaltung mitorganisiert hat. Dass es dabei aber keine Alternative zum eigenen Auto gebe, sei "oft schlicht und einfach falsch", weiß er.

Mit der AG "Rethink Mobility" bietet er Einblicke in die Technologie des autonomen Fahrens und ist überzeugt, dass diese in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen wird: "Wenn ich in der Bahn sitze, kann ich mehr erledigen als im Auto, bin aber nicht so flexibel. Wenn ich aber mit einem flexiblen Gerät unterwegs sein könnte und gleichzeitig das machen könnte, was ich in der Bahn machen kann, warum sollte man dann nein sagen?" AWO-Quartiersentwickler Markus Roeser, der ebenfalls an der Organisation beteiligt war, möchte, dass ältere Menschen möglichst lange selbstbestimmt zu Hause wohnen bleiben können und zeigt sich begeistert von der Vielfalt der Angebote der ausstellenden Unternehmen.

Zu diesen Angeboten gehörten unter anderem die Pedelecs und E-Bikes der Firma JF Zweiradtechnik. Pedelecs sind auch "für Leute geeignet, denen Fahrrad fahren zu anstrengend ist", erzählt Jürgen Feldheim. Auch die Firma Flender Funways war vertreten und präsentierte ihre Segways. Der 75-jährige Helmut Ruppert nutzte die Gelegenheit und drehte eine Runde über den Übungsplatz. "Es hat Spaß gemacht", sagte er anschließend. Ihm ist es ein wichtiges Anliegen, "dass die nicht-automobile Mobilität gefördert wird".

Das Sanitätshaus Beuthel präsentierte Rollatoren und Elektrorollstühle, die auch von der Krankenkasse bezahlt werden können. Die Firma Provita Medical hingegen stellte ihren Rollstuhl "SAM — sit and move" vor. Dieser soll etwa in Museen oder Einkaufszentren für Menschen bereit stehen, die schlecht zu Fuß sind — analog zum Einkaufswagen in Lebensmittelgeschäften. "Ältere Menschen sind oft schlecht zu Fuß, aber scheuen sich, einen eigenen Rollstuhl oder Rollator anzuschaffen, weil das so endgültig ist. Mit unserem Stuhl bieten wir diesen Menschen eine Unterstützung im öffentlichen Leben", so Christian Graf. Eine Innovation gibt es auch in der Personenbeförderung der Sonnenschein GmbH: Mit der neuen App "Tauga" kann man deren Hol- und Bringdienst organisieren.

Cambio Carsharing demonstrierte, wie leicht man ihre Wagen bedarfsorientiert ausleihen kann. Henrik Hellmann zufolge sei zudem für Wenigfahrer ein Leihwagen "viel günstiger" als ein eigenes Auto zu unterhalten. Die WSW kamen mit ihrer Seniorenbusschule und gaben Tipps zum sicheren Ein- und Ausstieg in den Bus mit Rollator. "Nur deswegen sind wir hergekommen", erzählt die 83-jährige Ingrid Rosinski, die am Rollator geht. Sie fühlt sich jetzt sicherer. Ihr Mann Horst, 84, fährt noch leidenschaftlich Auto. "Aber sobald ich merke, dass ich ängstlich oder unsicher werde, gebe ich meinen Führerschein ab", verspricht er.

Michael Bartsch, Leiter der Verkehrsunfallprävention bei der Polizei Wuppertal, findet das richtig. Er würde die Fähigkeiten als Autofahrer nie am Alter einer Person festmachen wollen. "Man muss in sich selber hineinhören und auch seine Bekannten um eine ehrliche Meinung bitten", sagt er. Abschließend ist es ihm wichtig, noch einmal auf Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung hinzuweisen: "Gegenseitige Rücksichtnahme!"