Unvergessen: Otto Kreitz

In Ronsdorf hat besonderen Reiz, der große Hut von Otto Kreitz! Mit diesem Slogan warb die FDP bei der Kommunalwahl 1948 für ihren Ronsdorfer Kandidaten.

Mit Hut: Otto Kreitz.

Foto: Sammlung Conrads

Obwohl er schon 1974 gestorben ist, blieb Kreitz vielen Ronsdorfern in guter Erinnerung. Der hoch gewachsene Mann mit dem breitkrempigen Hut grüßte meistens freundlich nach allen Seiten. War einmal der Kopf eher gesenkt, drückte ihn sicher ein kommunalpolitisches Problem... Die Geschichte von Otto Kreitz hat Günter Konrad im Jubiläumsband "Ronsdorf 1745—1995" veröffentlicht.

Peter Sebulon Otto Kreitz kam 1888 als Sohn des Bandfabrikanten Otto Kreitz und seiner Ehefrau Magdalena, geborene Carnap, in Ronsdorf zur Welt. Er wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, besuchte das Realgymnasium, die Preußische Bandwirkerfachschule und ging danach für vier Jahre nach Amerika, um Auslandserfahrung für die spätere Führung einer Bandfabrik zu sammeln.

Zurück aus den USA, wurde Otto Kreitz zum Wehrdienst beim 1. Garderegiment zu Fuß eingezogen. Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Soldat in Frankreich. Als "Einjähriger" wurde er zum Leutnant befördert, für seine Verdienste ausgezeichnet und 1918 schwer verwundet. Nach Heimkehr aus dem Krieg war er zunächst in der Bandindustrie, ab 1928 aber als Generalagent einer großen Versicherung tätig.

Christlich-liberal und Vaterlandstreu erzogen, schloss er sich nach dem Ersten Weltkrieg dem Jungdeutschen Orden an, was dazu beitrug, sein soziales Bewusstsein zu schärfen. Aus einem alten Zeitungsbericht geht hervor, dass Kreitz 1922/23 mit Freunden die Ronsdorfer Nothilfe gründete, die sich zur Aufgabe gesetzt hatte, arbeitslosen oder in Not geratenen Mitbürgern zumindest zu einer täglichen warmen Mahlzeit zu verhelfen.

Adolf Hitler übernahm die Macht. Als "Jungdeutscher" und Mitglied der Bekennenden Kirche war Otto Kreitz den neuen Machthabern suspekt, was auch nicht unbegründet war. Unter anderem versuchte er, jüdischen Mitbürgern zu helfen und sie zu schützen.

Kreitz gehörte zu den Männern, die schon im Frühjahr 1945 zusammentrafen, um zu überlegen, was nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes in Ronsdorf geschehen müsste. Als die Amerikaner im April 1945 Ronsdorf besetzten, stellte er sich als Dolmetscher zur Verfügung. Mit anderen demokratisch gesinnten "Männern der ersten Stunde" gründete er einen Aktionsausschuss, dem Vorläufer der ersten Bezirksvertretung in Wuppertal.

1948 wurde er, nachdem er bereits 1945 von der amerikanischen Militärregierung in das Stadtparlament berufen worden war, in den Rat der Stadt Wuppertal gewählt, dessen Mitglied er bis 1964 bleiben sollte. Das hohe Ansehen, das er in dieser Zeit als Bürgermeister (1948—1949), Fraktionsvorsitzender und Repräsentant der Stadt Wuppertal erwarb, wurde ihm von allen Fraktionen und nicht nur von seinen Parteifreunden zu teil. Realitätssinn und Zukunftsvisionen zeichneten ihn gleichermaßen aus. Sein Realitätssinn ließ ihn den Ronsdorfer Bestrebungen, sich als Stadt wieder selbstständig zu machen, skeptisch gegenüber stehen. Das hinderte ihn nicht daran, sich mit Elfriede Stremmel von der SPD und Fritz Lucas von der CDU für die Ronsdorfer Belange einzusetzen. Diese Einigkeit veranlassten Oberbürgermeister Daum, von der "verdammten Ronsdorfer Mafia" zu sprechen.

Bewundernswert war die Gelassenheit von Otto Kreitz. So sagte er: "Rege dich doch über den Quatsch nicht auf. Der weiß doch morgen nicht mehr, welchen Unsinn er heute von sich gegeben hat." Seine Verdienste wurden mit der Rütger-Brüning-Medaille der Stadt und dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)