Ronsdorf Seit 25.550 Tagen Hand in Hand
Wuppertal · Eine seltene Gnadenhochzeit: Gottfried und Elisabeth Halbach gaben sich vor 70 Jahren das Ja-Wort — in Ronsdorf. "Gefunkt" hat es bei einem Waldspaziergang, und die Ringe kamen aus Dänemark.
Eine Goldene Hochzeit feiern zu dürfen, kommt häufig vor. Deutlich seltener erleben Paare die Diamantene (60 Jahre), Eiserne (65), Steinerne (67,5), Gnadenhochzeit (70) oder gar Kronjuwelenhochzeit (75 Ehejahre). Wer Gottfried und Elisabeth Halbach erlebte, als sie im Kreis ihrer großen Familie ihre Gnadenhochzeit feierten, sieht sie auf gutem Weg zu weiteren seltenen Daten.
Pfarrer Jochen Denker sprach im Festgottesdienst von einem "unglaublichen Geschenk", wenn man rechnet, dass 70 Jahre mal 365 Tage 25.550 gemeinsame, einmalige Tage sind, in denen sich Gottfried und Elisabeth gegenseitige Stützen waren und sich Halt gegeben haben.
Die Jubilarin wurde am 22. April 1924 als Elisabeth Rauner in Ronsdorf geboren und lebt noch heute in ihrem Geburtshaus. Ihr Mann Gottfried kam am 28. Oktober 1922 in Ronsdorf zur Welt, lebte mit seiner berühmten Familie an der Echoer Straße, bevor er nach der Hochzeit in der Kurfürstenstraße 26 sein privates und berufliches Glück fand.
Der gelernte Bandwirker (Meister 1954) und Rietmacher (Ried = Schilfgras, Informationen im Bandwirkermuseum) trat in den Bandwirkerbedarfshandel seines Schwiegervaters ein, nachdem er 1945 aus der Kriegsgefangenschaft in Norwegen heimgekehrt war.
Bei einem seiner Heimataufenthalte im Zweiten Weltkrieg hatte Amors Pfeil Gottfried und Elisabeth getroffen. "Es war bei einem Waldspaziergang", erinnert sich die Jubilarin. Die Verlobung wurde 1946 gefeiert. Die Ringe kamen aus Dänemark. Die beiden hatten unterschiedliche Volksschulen besucht, kannten sich aber seit ihrer Kinderzeit. Nach der Hochzeit kümmerte sich Elisabeth, der Tradition folgend, um den Haushalt und die Erziehung der fünf Kinder. Und genäht hat sie — auch ihr Hochzeitskleid.
Zu den vielen Gemeinsamkeiten zählt seit 70 Jahren, seit der Hochzeit am 18. November 1947, das Singen im heute 34-köpfigen Chor der reformierten Kirchengemeinde. Anlässlich der Hochzeit fanden die getrennten Frauen- und Männerchöre erstmals zusammen, einschließlich Brautpaar. Die "singende Familie Halbach" dokumentierte im Festgottesdienst ein Enkel- und Urenkelchor.
Da Gottfrieds Vater Josua das Bandwirkermuseum gegründet hat, lag es nahe, dass der Sohn sein Werk fortsetzt. Noch immer ist der 95-Jährige mittwochs von 17 bis 18 Uhr im Bandwirkermuseum unter dem Dach der Preußischen Fachschule anzutreffen und sitzt am Spinnrad. Elisabeth Halbach holt ihn nach dem Schwimmen im Bandwirkerbad ab.
Ins "Städtchen" gehen sie gerne gemeinsam und treffen immer viele Bekannte. Schon deshalb kein Wunder, wenn man Halbach, Rauner oder Monhof heißt.
Übrigens: Hanna Monhof, die das Buch "Eine einfache Frau vom Lande" geschrieben hat, war Elisabeths Schwester.