Nächstebreck Gut Einern: Ökotraum oder Großbaustelle?

Wuppertal · Das neueste Projekt von Jörg Heynkes, Unternehmer und Ex-Besitzer der „VillaMedia“, sind nicht nur der Umbau und die energetische Sanierung von Wuppertals ältester Wirtschaft (die Rundschau berichtete). Die Pläne reichen viel weiter.

Der Bereich mit Gastronomie, Hofladen und Mehrgenerationenhaus.

Foto: Gut Einern

Die Gaststätte Winkelmann soll im März 2022 mit dem erfahrenen Gastronomen-Paar Sophia und Philipp Grimm („79 Grad“) als Pächter wiedereröffnen. Laut Heynkes sollen die Lebensmittel, die auf Einern 120 zubereitet werden, direkt gegenüber auf den Wiesen von Einern 123 angebaut werden. Und weil das in einer ganz modernen Landwirtschaftsform, dem „vertical farming“ (Farmcontainer) plus Fischzucht in Containern passieren soll, außerdem eine Manufaktur sowie eine Art Bauernladen entstehen wird und ein Mehrgenerationenhaus, wird es auch noch eine Akademie geben.

Nützliches Wissen sollte geteilt werden, finden Jörg Heynkes und seine Mitstreiter. Aus ganz Deutschland – oder der ganzen Welt – könnten demnach bald Interessierte nach Nächstebreck-West kommen, um sich das Konzept von „Gut Einern“ an- und abzuschauen. „Unser Motto lautet ‚Zurück zu Neuem‘“, erklärt Heynkes. Man wolle sich darauf besinnen, was früher gut gewesen sei, also mehrere Generationen unter einem Dach, Nahversorgung im wörtlichen Sinn und Selbstversorgung mit Lebensmitteln und Strom.

Um den zu gewinnen, will das Team von „Gut Einern“ ein etwa 25 Meter hohes Windkraftrad hinter der Akademie betreiben. „Dabei halten wir uns natürlich an die vorgegebenen Abstände“, verspricht Heynkes, und auch die Lärmemission werde unter den Grenzwerten liegen. Man wolle Erprobtes aus der Vergangenheit mit neuesten Techniken kombinieren und so weitgehend autark leben und arbeiten.

Für die geplante Akademie mit Gästezimmern und Wohnungen muss das Gebäude Einern 123 weichen. Die momentan scharfe Kurve davor soll, so sein Kenntnisstand, durch die Stadt entschärft werden. Dazu hätte diese ihm ein Teil des Grundstücks, etwa 65 Quadratmeter an der Straße, abgekauft. Der umtriebige Unternehmer setzt sich zudem für Tempo 30 dort ein. Hinter dem Gebäude soll es Parkplätze geben.

Das Mehrgenerationenhaus mit 30 Wohneinheiten auf zwei Etagen plus Dachgeschoss im Penthouse-Stil für die Gemeinschaftsräume entsteht dort, wo jetzt die Garagen auf Einern 120 sind – vorausgesetzt, der bestehende Bebauungsplan wird geändert. Für die wegfallenden Parkplätze soll unter dem neuen Wohnhaus eine Tiefgarage gebaut werden. Des Weiteren ist ein Carport für zahlreiche Autos hinter der Gaststätte geplant. Dieser Riegel soll ein Solardach erhalten und als Schallisolierung zum Dellbusch fungieren.

Auf der gegenüber liegenden Seite sollen unter anderem die Fischzucht und die Akademie entstehen.

Foto: Gut Einern

Mit mehr Verkehr auf Einern durch sein Projekt rechnet Jörg Heynkes durchaus. Allerdings soll ein Verkehrskonzept das entzerren. Für die direkten Anwohnerinnen und Anwohner auf Einern und am Dellbusch sieht er lediglich während der Bauphase nachteilige Auswirkungen. Das Mehrgenerationenhaus, in das Jörg Heynkes und seine Frau selbst miteinziehen wollen, könnte nach seinen Vorstellungen auch als Lärmschutz dienen.

Dass von den Menschen, die dort bald neu wohnen und leben, sowie den neuen Gewerben Lärm verursacht werden könnte, kann Heynkes nicht ausschließen. Deshalb suche er schon jetzt Kontakt zu den direkten Anliegern. „Wir streben eine freundschaftliche und auf gegenseitige Rücksicht beruhende Nachbarschaft an“, verkündet der Projektentwickler.

Bleibt abzuwarten, ob die Nachbarschaft tatsächlich von Heynkes‘ Ökotraum profitieren kann.