Langerfeld/Oberbarmen Miteinander „auf dem Berg“
Wuppertal · Der Arbeitskreis Klingholzberg-Hilgershöheist 2014 (nach längerem Dornröschenschlaf) vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) gemeinsam mit der Gesamtschule Langerfeld wiederbelebt worden und bringt im fünften Jahr nahezu alle "auf dem Berg" tätigen Organisationen zusammen.
Das Herz des losen Verbundes schlägt zu Recht im SkF, denn Sabine Münch leistet genau dort seit Jahrzehnten Gemeinwesenarbeit, wo das soziale Gefälle besonders ausgeprägt ist. Mit ihr weiß Pfarrer Johannes Schimanowski besonders gut, wo vielen Familien der Schuh drückt.
Das zu Oberbarmen gehörende Quartier Klingholzberg hat längst seinen früheren "Schrecken" verloren, doch viele sozial schwache Familien wurden in Neubauten auf der Langerfelder Hilgershöhe umgesiedelt. Gemeinsam mit der Köttershöhe wohnen im Wuppertaler Nordosten heute viele Migranten und Zuwanderer. Das negative Image ist längst unverdient, weil es sehr unterschiedliche Wohnstrukturen gibt und gegenseitige Hilfe groß geschrieben wird. Der SkF vermittelt mit seinem Lotsenprojekt mit großem Engagement Sprachhilfe. Aus diesem Projekt sind sogar schon Schüler zu Lehrern geworden, um Flüchtlingen mit einer guten Sprachbasis die Integration in Schule, Beruf und Alltag zu erleichtern.
Beispielhaft läuft die Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Langerfeld, dem buchstäblichen Bildungszentrum. Zusätzliche Einsteigerklassen haben den Schulalltag nicht leicht gemacht. Demnächst kommen SkF und Gesamtschule räumlich noch näher, denn die ehemalige Turnhalle auf dem Schulgrundstück wird im Zuge der Generalsanierung der Schule zum "Forum Langerfeld" umgebaut, einem Mehrzweckhaus mit Kontaktstelle und Büro des SkF.
Kindertagesstätten, Familien- und Jugendzentren, Schulen, Kirchengemeinden, Sportvereine und soziale Einrichtungen freier Träger und der Stadt Wuppertal (hier das Ressort Zuwanderung und Integration), Quartierbüro, Polizei, Jobcenter, Stadtmission und der Bürgerverein Langerfeld — eine lange Liste drückt das große Interesse von rund 50 Organisationen aus.
Den Kontakt zur Bevölkerung sucht der Arbeitskreis Klingholzberg-Hilgershöhe neuerdings ganz sichtbar — und hat mit Hilfe von "Soziale Stadt Oberbarmen-Wichlinghausen" an der Heinrich-Böll-Straße zwei Schaukästen aufgestellt. Vor den Kästen mit ihren Plakaten an den Haltestellen Hilgershöhe und Windhukstraße stehen immer wieder Bürger, die interessiert dieses vielfältige Angebot lesen. "Ob sich daraus Dialoge und mehr Mitmachen entwickeln", bleibt für Sabine Münch und weitere Akteure eine spannende Frage.
In jedem Fall ist sie glücklich, dass eine Arbeitsgruppe das ehrenamtliche, bürgerschaftliche Vorhaben in kurzer Zeit realisiert hat. Auf dem Wunschzettel steht noch eine Website, die die Angebote bündelt und digital zur Verfügung stellt. "Dazu brauchen wir einen Träger, Geld und Macher", bleibt Sabine Münch zuversichtlich.
Der SkF hat übrigens auch ein kleines Buch über das Quartier herausgegeben. Es heißt "Geschichten vom Klingholzberg — Leben im Brennpunkt". Hier ein Ausschnitt eines Textes von Sabine Münch:
"Der Sozialdienst katholischer Frauen arbeitet seit 1955 mit engagierten Sozialarbeiterinnen auf dem Klingholzberg. Vor 24 Jahren begann meine Tätigkeit in der Gemeinwesenarbeit auf der Hilgershöhe Unter anderem entstand ein Frauencafé. Wir trafen uns einmal in der Woche und die Frauen erzählten, was in den damaligen Notunterkünften auf dem Klingholzberg alles passierte. Ich hörte unzählige spannende, lustige, tragische, berührende Geschichten, die von einem schweren, aber auch bunten und vielfältigen Leben erzählten. Die meisten der Frauen haben viele Kinder groß gezogen, sich mit Lebensmut, Kraft und Humor durch widrige Umstände gekämpft und ihre Würde nie verloren. Bis zum Beginn der 1960er Jahre lebten viele der kinderreichen Familien in ehemaligen Pferdeställen unter räumlichen und hygienischen Bedingungen, die für uns heute nicht mehr vorstellbar sind. Ausgrenzung, Gewalt, Kriminalität und Alkohol gehörten zu den alltäglichen Erfahrungen der Leute vom Klingholzberg, der von manchen auch 'Apachenhügel' genannt wurde. Genau so normal war aber auch die Erfahrung von Solidarität, unbedingtem Vertrauen, Kameradschaft und Freundschaft. Oft war es auch der Humor, der über schwierige Situationen hinweghalf."
Das Büchlein ist im Büro des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) an der Heinrich-Böll-Straße 258 und in der Buchhandlung Schleu-Behle an der Berliner Straße 158 zu bekommen.