Nächstebreck Die ganze Welt in Flaggenfarben
Wuppertal · Die Schüler der 130 Jahre alten Grundschule (frühere Volksschule) Wittener Straße haben die Fußball-WM stets vor Augen. 22 Flaggen der teilnehmenden Länder hängen auf dem Schulhof. Insgesamt hat Reinhard Piesker der Schule auf dem Hottenstein, die er von 1944 bis 1952 besucht hat, 120 Flaggen zu treuen Händen übergeben, die er von seinen ebenso vielen Weltreisen als Leiter der "Nächstebrecker Reisefamilie" mitgebracht hat.
An der seit sechs Jahren von Christiane Stein geleiteten Grundschule unterrichten elf Lehrerinnen und Lehrer 210 Schüler mit mehr als 20 Nationalitäten. "Das Miteinander funktioniert eigentlich gut", so die Rektorin, die seit 29 Jahren auf dem Hottenstein lehrt. Zur Weltmeisterschaft werden Bildchen gesammelt und getauscht, viele Kinder schauen sich auch die Spiele an.
Wie kamen denn nun die vielen Flaggen in die Hottensteiner Schule? Ursprünglich als Schmuck für die Schaufenster seines Reisebüros an der Schwarzbach gedacht, musste Reinhard Piesker aus gesundheitlichen Gründen sein Reisebüro schließen und das Lager auflösen. Kein Wunder, dass ihn immer wieder Wehmut überkommt, obwohl er gerne an die ungezählten, großartigen Erlebnisse zurückdenken kann. Er kennt die ganze Welt mit ihren meist wunderbaren Menschen.
Das Miteinander von Menschen, die sich aus der Heimat kennen fällt leichter. Diese Erfahrungen hatte Reinhard Piesker Ende der 80er Jahre gemacht und die "Nächstebrecker Reisefamilie" ins Leben gerufen. Dass er damit einen echten Bedarf erkannt hat, belegten zeitweise rund 400 "Mitglieder", die sich dem Reisebürobesitzer im wahrsten Sinne des Wortes anvertrauten. Pro Jahr organisierte Piesker, der mit dem Reisen ein Hobby zu seinem Beruf gemacht hat, drei bis vier Reisen, bei denen er nicht nur die sorgfältige Vorarbeit leistete, sondern auch "seine Familie" begleitete.
Das Millennium-Jahr 2000 war Höhepunkt aller bisherigen Touren. Den Wechsel ins neue Jahrtausend feierte die "Nächstebrecker Reisefamilie" in der deutschen Hauptstadt Berlin. Selbstverständlich ließ man sich die Weltausstellung "Expo 2000" in Hannover nicht entgehen.
In Israel wurde die Gruppe vom Bürgermeister der Wuppertaler Partnerstadt Beer Sheva empfangen, auch darüber hinaus war die Rundreise durch die damals noch ruhige Region voller Eindrücke, die die Wuppertaler einen anderen Blick als vor der Reise erlauben. Einen Kontrast zum Nahen Osten bildete die Fahrt durch die Toskana.
Das Reisejahr ging schließlich mit einer Flugtour nach Australien zu Ende. Mit dem Trip zum fünften Kontinent und den Eindrücken am Ayers Rock, den Piesker mühsam erklommen hat, im Great Barrier Reef, an der Great Ocean Road, in Melbourne und Sydney wurde die Erdkugel komplettiert, nachdem früher schon Brasilien in Südamerika auf dem Reiseplan der Wuppertaler gestanden hatte.
"Familienvater" Reinhard Piesker ist auch ein "Meister der Linse", der von jeder Reise unzählige, herrliche Fotos im Gepäck mit nach Hause geschleppt hat. Nicht selten hatten seine Koffer Übergewicht und seine Frau befürchtete: "Was hat er denn nun schon wieder mitgebracht?"