Fußball: Patrick Nemec und Ercan Aydogmus vom WSV sind im EM-Modus Mitfiebern in der Hammergruppe

Wuppertal · 1976 wurde die damalige CSSR mit dem Sieg im denkwürdigen Elfmeterschießen von Belgrad gegen Deutschland Fußball-Europameister, 1996 revanchierte sich die Auswahl des DFB durch das Golden Goal von Oliver Bierhoff in Wembley.

Patrick Nemec und sein Vater Jiri, der "Euro-Fighter".

Foto: Markus Jensen

Von beiden Turnieren weiß Patrick Nemec nur aus Erzählungen, Büchern und TV-Archivbildern.

Schließlich erblickte der defensive Mittelfeldspieler des Wuppertaler SV erst am 1. Oktober 1996 das Licht der Welt: "Gerade in diesem Monat, wo sich der Titelgewinn zum 40. Mal jährt, zeigt das Fernsehen immer wieder Panenkas legendären Elfmeter."

An der Euro '96 ist er näher dran. Was zum einen an der Zeit liegt, zum anderen vor allem in der Familie. Im Finale von London gehörte Vater Jiri Nemec zur Start-Elf der Tschechen. Insgesamt bestritt der Schalker "Eurofighter" 84 Länderspiele, in 36 davon führte er die Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld. "Ich rede generell sehr viel mit meinem Vater. Natürlich frage ich ihn dann ab und zu auch mal nach historischen Ereignissen", so Patrick Nemec.

Als Jiri beim Heimspiel des WSV gegen den TSV Meerbusch im Stadion am Zoo weilte, ging es sicher um andere Dinge. Mit 19 Jahren und als Regionalliga-Spieler ist für Patrick, der ausschließlich über einen tschechischen Pass verfügt, das A-Nationalteam kein Thema. Die EM in Frankreich wird er dennoch intensiv verfolgen, allerdings nur vor dem Fernsehgerät. "Urlaub ist nicht drin. Ich habe ja noch Schule und am 24. Juni ist dann bereits wieder Trainings-Auftakt."

Einen Akteur aus dem EM-Kader der Tschechen kennt er persönlich. "Ich habe bis Juni 2012 in der Jugend von Sparta Prag gespielt und da kam im Januar 2012 Tomas Vaclik als neue Nummer eins für das Tor zu den Profis." Inzwischen hütet Vaclik den Kasten des FC Basel, in der Nationalmannschaft muss er sich mit der Rolle der Nummer zwei hinter Petr Cech zufrieden geben. Nicht nur wegen dessen Qualität glaubt Nemec an eine erfolgreiche EM. "Wir haben ein gutes Team. Von mir aus können wir den 20-Jahre-Rhythmus gerne beibehalten und wieder das Endspiel gegen Deutschland bestreiten."

Da hat WSV-Teamkollege Ercan Aydogmus etwas dagegen: Der 36-jährige Angreifer lebt schon seit der Kindheit in Deutschland, pflegt aber eine innige Verbundenheit zu seiner türkischen Heimat. "Es ist schön, dass wir mal wieder dabei sind. Das erhöht natürlich den Reiz, die EM zu verfolgen. Es gibt nicht diese Partys wie hier. Geschaut wird mit der zumeist großen Familie. In der bereiten die Frauen schon lange vor dem Anpfiff leckere Speisen zu."

Gut möglich aber, dass Aydogmus das dritte Gruppenspiel am 21. Juni mit Patrick Nemec sieht. Schließlich geht es — wie in der Qualifikation — erneut gegen Tschechien. Dort hatten sie mit Island für das Aus der Niederlande gesorgt. Vor dem WSV-internen Duell verweist Aydogmus auf den späten Siegtreffer der Türkei gegen Tschechien im EM-Viertelfinale von 2008, sagt aber auch: "Mit Spanien und Kroatien ist das natürlich eine Hammergruppe. " Nemec: "Ich fiebere schon jetzt jedem Spiel entgegen."

In einem aber sind sich der Tscheche und der Deutsch-Türke einig: Zu Deutschland wird in jedem Fall gehalten. "Schließlich lebe ich hier schon eine lange Zeit. In diesem Land darf ich arbeiten und mein Geld verdienen", sagt Aydogmus: "Da ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich dem DFB-Team die Daumen drücke."