Interview mit Thilo Küpper "Eines der schönsten Stadien Deutschlands entwickeln"

Wuppertal · Das Wuppertaler Stadion am Zoo soll fit für die Zukunft gemacht werden. Entwickler Thilo Küpper erklärt vor dem Saisonschluss am Sonntag (13.Mai 2018) ab 14 Uhr im Stadion am Zoo gegen die U 21 des 1. FC Köln im Interview die Zusammenarbeit mit dem WSV und der Stadt.

Die Vorfreude bei allen Beteiligten ist riesengroß.

Foto: www.wuppertalersv.de

Herr Küpper, wie soll das Projekt konkret umgesetzt werden?

Küpper: Eine Stadionplanung in dem attraktiven Umfeld des Zooviertels und Sonnborns muss vielfältige Kriterien erfüllen. Wir haben mit Nachbarschaftsvertretern gesprochen und deren Bedürfnisse kennen gelernt, die Politik eingebunden, mit der Verwaltung die Genehmigungsfähigkeit grundsätzlich abgeklärt und den Erbpachtvertrag vom Gebäudemanagement im Entwurf erhalten. Es läuft richtig gut. Zurzeit stellen wir das Projektteam zusammen und entwickeln einen verbindlichen Zeitplan. Sobald dieses erfolgt ist, werden wir das Team, den Zeitplan, eine aktualisierte Planung und erste Überlegungen zum verbesserten Verkehrskonzept öffentlich vorstellen. Das dürfte in diesem Sommer erfolgen.

Worauf können sich die Fans einstellen?

Küpper: Neben der positiven sportlichen Entwicklung, der erfolgten Einrichtung einer leistungsfähigen Geschäftsstelle und der Gründung der Horst-Buhtz-Stiftung ist das Stadion ein wichtiger weiterer Baustein für die Zukunft des WSV. Das Stadion kann zur Begegnungsstätte für Wuppertal werden: generationsübergreifend, sozial begegnend, frei denkend … Ziel ist es, eines der schönsten Stadien Deutschlands zu entwickeln — sowohl architektonisch als auch inhaltlich! Die Fans binden wir aktiv in die Planung ein und freuen uns über die vielfältigen und guten Verbesserungsvorschläge. Wir möchten Traditionelles bewahren und gemeinsam Neues schaffen.

Was macht Wuppertal beim Stadion-Umbau besser als etwa Aachen und Kaiserslautern, die sich verhoben haben?

Küpper: Der WSV ist die Emotion und die Seele des geplanten Umbaus, aber nur eine wirtschaftliche Komponente unter vielen. Das Stadion wird 365 Tage pro Jahr geöffnet sein und eine Vielzahl von attraktiven Nutzungen bieten. Später wird man zum Beispiel außerhalb des Spielbetriebes auf dem Tribünenumgang joggen können. Ein weiterer riesiger Vorteil ist, dass die Stadt und der WSV nicht selber investieren und das wirtschaftliche Risiko tragen. So profitieren beide vom Stadion ohne Gefahren.

Der Eintritt gegen Köln kostet einheitlich 5 Euro, Kinder unter 12 Jahren sind frei. Zudem gibt es einen "Kids Day".

Foto: www.wuppertalersv.de

Was bedeutet die Verlegung des Jugend-Leistungszentrums von der Nevigeser Straße ins Stadion?

Küpper: Neben dem Stadionnebenplatz und der Stadionturnhalle entsteht noch ein weiteres Trainingsgelände am Nocken. Die neuen Trainingsgelände ermöglichen dem Verein seine ohnehin sehr gute Jugendarbeit noch weiter auszubauen. Ziel ist es, das Nachwuchsleistungszentrum nach DFB-Kriterien zu zertifizieren, den Etat der Jugendarbeit weiter aufzustocken und den Jugendtrainerstab weiter auszubauen. Zeitgleich soll außerhalb der Trainingszeiten des WSV durch die Arbeit der Horst-Buhtz-Stiftung die Trainingsgelände weiter geöffnet werden.

Was ist im Marketingbereich geplant bzw. schon umgesetzt?

Küpper: Hier bin ich nur begleitend eingebunden, aber ich habe viele interessante Ideen gesehen. Der WSV will noch attraktiver werden und Wuppertal begeistern. Das Potenzial hat er dafür. Eines der spannendsten Projekte ist ein geplantes WSV-Museum, wo gerade die erste Idee entstanden ist. Besonders schön ist, dass der Verein seine Fans in die Gestaltung einbinden möchte und auch attraktive Nebenaspekte im künstlerischen Bereich plant.

Welche sind die Ziele der Horst-Buhtz-Stiftung?

Küpper: Sie nimmt nun vollständig ihre Arbeit auf. Neben der Jugendförderung ist ein Hauptziel die Etablierung eines bergischen Sportbildungszentrums mit den Schwerpunkten Trainerakademie, Bewegungs-, Gesundheitsförderung, Integration und Inklusion. Die enge Zusammenarbeit mit den Troxler-Werkstätten und dem Lehrstuhl für Sportmedizin der Bergischen Universität ist ein Garant für die qualitativ hochwertige Arbeit. Professor Thomas Hilberg ist Mitglied des Kuratoriums, und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Steffen Krüger bildet mit mir zusammen den Vorstand. Die Vernetzung zur Jugendabteilung wird durch die leitende Mitarbeit von Nino Paland, dem Leiter der Jugendabteilung des WSV, abgebildet.

Welche Liga wäre aus Ihrer Sicht für den WSV und Wuppertal mit 350.000 Einwohnern machbar und sinnvoll?

Küpper: Machbar wäre aus meiner Sicht sogar die erste Bundesliga. Das geplante Stadion wird gemäß des Stadionhandbuchs des DFB für die höchste deutsche Spielklasse ausgelegt. Die geplante Kapazität mit 23.000 Zuschauern ist auch ausreichend. Der DFB fordert mindestens 15.000 Zuschauer. Aus meiner Sicht ist aber die erste Liga nicht unbedingt erstrebenswert, "echte Liebe" gibt es in der kommerziellen Welt kaum noch und viele Traditionsvereine spielen heute in den Regionalligen oder der zweiten oder dritten Liga. So wäre mein Wunsch eine stabile Mannschaft der zweiten Liga.

Wie hoch schätzen Sie das Fanpotenzial des WSV ein?

Küpper: Neben den tollen Choreographien und der Unterstützung der Mannschaft habe ich durch den Stadion-Umbau in vielen Gesprächen, Kontakten und Austauschen die positive Begeisterung und die inspirierende Emotion der "Rot-Blauen Einheit" kennen gelernt und in mein Herz geschlossen. Besonders beeindruckend finde ich, dass viele Fangemeinschaften sich auch außerhalb des Stadions sozial engagieren. Das in diesem Monat wiederbelebte Fanprojekt ist ein exzellentes Beispiel hierfür.

Wieso engagieren Sie sich persönlich für den WSV?

Küpper: Als gebürtiger Wuppertaler liegt mir der Verein in der DNA. Und ich finde es unglaublich schön zu sehen, wie sich der Verein in den letzten Jahren nach der Insolvenz entwickelt hat. Die treibenden Kräfte des Vereins sind neben den unglaublich tollen und treuen Fans das Ehrenamt und eine inhaltliche Kompetenz. Das ist aus meiner Sicht einzigartig.

Welche Bedeutung hat der WSV für die Stadt?

Küpper: Fußball schafft den Zugang für alle Menschen zu einer gesellschaftlichen Teilhabe. Junge Menschen jeglicher Herkunft haben die Chance durch ihr eigene Leistung etwas zu erreichen! Der Wuppertaler SV ist ein unglaubliche Chance für die Zukunft ganz Wuppertals!