2. Handball-Bundesliga BHC-Chef Föste: „Thronen nicht über allen anderen Vereinen“

Wuppertal · Am Montagabend (24. Februar 2025) tritt der Handball-Zweitligist Bergischer HC um 19:30 Uhr beim Tabellenneunten TSV Bayer Dormagen an. Im Interview mit der Wuppertaler Rundschau spricht BHC-Geschäftsführer Jörg Föste (64) – auch Vize-Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) – unter anderem über den Kooperationspartner, die sportliche Situation und das Trainer-Duo.

Der Sportliche Leiter Fabian Gutbrod (li.) und BHC-Chef Jörg Föste.

Foto: Dirk Freund

Rundschau: Ein Kraftakt beim TuSEM sowie ein nach durchwachsener erster Hälfte recht sicherer Erfolg über den HSC Coburg – wie bewerten Sie den Rückrunden-Start des BHC?

Föste: „Wir haben mit zwei Siegen das Optimum herausgeholt, in zwei Spielen geht nicht mehr. So nüchtern kann man das betrachten. Für die Bewertung der Leistung sind unsere beiden Trainer und unser sportlicher Leiter Fabian Gutbrod die Ansprechpartner, auch wenn wir uns nach jedem Spiel umfassend austauschen.“

Rundschau: Die Konkurrenten GWD Minden, TV Hüttenberg und HBW Balingen-Weilstetten konnten vergangenes Wochenende nur zusehen, wie der BHC vorlegte. Hüttenberg hatte auf Grund einer Grippewelle im Kader zu wenige Spieler zur Verfügung, bei Minden war Gegner HSG Nordhorn-Lingen betroffen. Welche Vorsorge trifft der BHC?

Föste: „Das ist in der Tat gerade eine kritische Zeit. Natürlich versuchen wir aufzupassen, aber besonders Spieler mit Kindern können ein Ansteckungsrisiko nie gänzlich verhindern. Bisher hatten wir weitgehend Glück und darüber sind wir sehr froh. Ein gesundheitlicher Einschnitt ins Korsett eines Kaders bedeutet schließlich eine Reduzierung der Trainingsmöglichkeiten.“

Rundschau: Wie sehr ärgern Sie noch die beiden Niederlagen Ende 2024, durch die der komfortable Vorsprung an der Spitze von fünf Punkten auf nur noch einen Zähler geschmolzen ist?

Föste: „Die Reaktion auf Niederlagen ist nicht zuletzt eine Frage der Erwartungshaltung. Wir thronen nicht über allen anderen Vereinen, wir sind ihnen nicht haushoch überlegen. Diese Aussage hat auch mit Respekt, aber mehr noch mit einer gesunden Einschätzung der Lage zu tun.

Wir müssen für jeden Sieg viel investieren. Von daher gehören Niederlagen durchaus auch zum Erwartbaren. Nach solchen ist Untergangsstimmung ebenso wenig realistisch wie Euphorie nach Siegen. Wer glaubt, der Aufstieg sei ein Selbstläufer, der ist demnach auf dem Holzweg. Im Übrigen sind zuvor auch unsere elf Jahre Bundesliga keine Selbstverständlichkeit gewesen. Ich wüsste auch nicht, wie in der öffentlichen Meinung angesichts unserer Rahmenbedingungen hier in der Region dieser Anspruch hergeleitet werden könnte.“

Rundschau: Das nächste Spiel ist in Dormagen. Wie steht es mit der im Dezember 2023 vereinbarten Kooperation?

Föste: „Die besteht auch nach unserem Abstieg weiter, da sie ja nicht auf finanzieller Unterstützung beruht. Wir hatten seinerzeit mit unseren Verbindungen nur geholfen, dass für die wirtschaftlich angeschlagene Handball-Abteilung des TSV – eine der besten Jugendschmieden in Deutschland – Gelder generiert werden konnten.

Unsere Zusammenarbeit besteht darin, dass wir uns wechselseitig Kaderplätze anbieten. Der Unterschied zwischen erster und zweiter Liga besteht allerdings darin, dass dies nicht mehr mit einem Zweitspielrecht erfolgen kann, sondern per Leihvertrag geschehen muss. Weil unser Kader derzeit recht gut bestückt ist, profitiert der TSV gerade mehr davon. So werden wir am Montag auf Louis Oberosler und Sören Steinhaus treffen, die bei uns unter Vertrag stehen.“

Rundschau: Auswärts ist der BHC in fast allen Partien schlecht gestartet und musste meist einem Rückstand von drei, vier Treffern hinterherlaufen. Welche Erklärung haben Sie für dieses Phänomen in gegnerischen Hallen?

Föste: „Auch danach müssen Sie die Trainer fragen. Aber klar – es ist natürlich immer schwerer, nach einem Rückstand noch zu gewinnen als eine Führung zu behaupten. Ich hoffe für Montag einfach mal, dass uns viele Fans nach Dormagen begleiten. Denn dann hätten wir ja ein Heimspiel (grinst). Grundvoraussetzung bleibt trotzdem, von Beginn an hellwach zu sein.“

Rundschau: Sie haben die Trainer jetzt schon zweimal angesprochen. Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit von Markus Pütz und Arnor Gunnarsson?

Föste: „Sehr zufrieden. Die beiden haben all das in die Tat umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Sie haben innerhalb kürzester Zeit dem stark veränderten Kader unsere Werte vermittelt, ein Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt sowie dem Team eine Spielidee an die Hand gegeben, die es umsetzen kann. Arnor und Markus sind klar in ihren Ansprachen und besitzen unser aller Vertrauen. Das mussten wir uns allerdings nicht erhoffen, da waren wir uns sicher. Für eine solch komplexe Aufgabe brauchten wir exakt diese Personen.“

Rundschau: Wie elementar ist es für den BHC, dass am Ende der Aufstieg steht?

Föste: „Ich möchte in dieser Hinsicht weder Erwartungen befeuern noch unangenehme Szenarien entwerfen. Die Mannschaft hat sich mit ihrem formulierten Ziel des Aufstiegs selbst genug Druck gemacht.“

Rundschau: In Kürze beginnen bei der HBL die Lizenz-Prüfungen. Im vergangenen Jahr haben sie im Falle des HSV Hamburg ja nur so semi gut geklappt. Wurden die von Ihnen angekündigten Veränderungen inzwischen beschlossen?

Föste: „Ja, die Reformen sind verabschiedet worden. Neben der Lizenz-Kommission wird ab sofort im Falle von Begehren einzelner Vereine ein weiteres Gremium eingesetzt. Dies ist eine eigene, aus drei Personen bestehende, unabhängige Rechtsinstanz. Den Vorsitz führt dabei dann Professor Dr. Jan Orth, der uns übrigens in der Causa Hamburg als Fachanwalt auch vertreten hat.

Wir blicken aktuell auf unsere eigenen Anträge. Der für die Zweitliga-Lizenz muss bis Ende Februar bei der HBL sein, wir reichen dann allerdings auch gleich den eigentlich erst für Ende März notwendigen für die Bundesliga mit ein.“