"Zeit für Veränderung"

Die FDP plant voraussichtlich, ohne eigenen Kandidaten bei der Oberbürgermeister-Wahl ins Rennen zu gehen und statt dessen die parteiunabhängige Plattform "Wuppertal 3.0" zu unterstützen. Gastredner beim Kreisparteitag der Liberalen: Carsten Gerhardt.

Und der war noch gar nicht lange weg, da machte Marcel Hafke, Kreisvorsitzender der FDP, seiner Partei einen Vorschlag. In diesem Jahr, so Hafke, sollten die Liberalen auf einen eigenen Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl verzichten und statt dessen lieber den parteiunabhängigen Kandidaten unterstützen, den die Plattform "Wuppertal 3.0" ins Rennen schicken wird.

Reaktionen gab es dazu erst einmal nicht. Und abgestimmt wird darüber auch erst beim Kreishauptausschuss Ende April. Doch zwei Dinge wurden an diesem Abend deutlich: Die Enttäuschung nach den gescheiterten Ampel-Koalitionsgesprächen mit der SPD nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr ist bei der FDP noch immer groß. Und mindestens genau so groß ist der Wunsch, wieder mehr in der Stadt mitgestalten zu können.

Stellt sich also die Frage, wie das am besten gelingen kann. "Wir sehen eine große Chance darin, dass ein unabhängiger Kandidat bei der Oberbürgermeister-Wahl in die Stichwahl kommt — und dann sogar gewinnen kann", sagte Hafke und ergänzte, dass ein neues Stadtoberhaupt auch zu "mehr Bewegung" bei der Großen Kooperation führen würde. Hafke im O-Ton: "Manchmal ist einfach Zeit für Veränderung."

Von Bewegung hatte zuvor auch Carsten Gerhardt gesprochen. Der Vorsitzende der Wuppertalbewegung war eingeladen, um über sein "Lieblingsprojekt", die Nordbahntrasse zu berichten — soweit die offizielle Lesart. Der 44-Jährige tat dies gewohnt souverän, stichelte hier und da gegen die Stadt, was Zeit- und Kostenfaktor der Trasse betrifft — und kehrte dabei auch seine Erfahrung als Unternehmensberater heraus. Vor allem aber — so konnte man den Eindruck gewinnen — stellte er sich den Wuppertaler Liberalen vor, von denen beim Auftritt Gerhardts tatsächlich noch hinter vorgehaltener Hand mit der Frage zu vernehmen war "Wer ist das denn?".

So wie die FDP gehört auch die Wuppertalbewegung zu den zwölf Initiatoren von "Wuppertal 3.0", aus deren Reihen ja bekanntlich Gerhardt als ein möglicher OB-Kandidat gehandelt wird. "Ich möchte dort die Politik in ihrem Engagement für die Stadt unterstützen, Kräfte bündeln, denn nur so haben sie eine Chance, realisiert zu werden", so Gastredner Carsten Gerhardt.

Die FDP, sie wirkte an diesem Abend optimistisch. Und es lag — so wie bei manchen anderen Veranstaltungen dieser Tage — so etwas wie Aufbruchstimmung in der Luft.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)