Verschwörungstheorien präsentiert Wuppertaler Detektei bestätigt Kontakt zu Hanau-Attentäter

Wuppertal · Beim rassistisch motivierten Massaker in Hanau mit elf Toten durch den vermutlich schizophrenen Rechtsradikalen Tobias R. gibt es eine Verbindung nach Wuppertal. Der 43-Jährige, der auch seine Mutter getötet und anschließend Selbstmord begangen hat, nahm nach Angaben der „Kurtz Detektei“ bereits am 17. Juni 2019 Kontakt zu dem Unternehmen auf, das ein Büro auf dem Barmer Werth betreibt. Das bestätigte Inhaber Patrick Kurtz am Freitag (21. Februar 2020) gegenüber der Wuppertaler Rundschau.

Patrick Kurtz (30) ist der Gründer der „Kurtz Detekteien“ mit mehreren Niederlassungen in großen Städten.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Das Ziel von R. sei es offenbar gewesen, mit deren Hilfe „Kontakte nach ganz oben“ zu Behörden und Regierungsstellen zu bekommen. Ihm war wohl bekannt geworden, dass die Detektei intensiv mit Behörden zusammenarbeite. R. erhoffte sich demnach davon direkten Zugang zu den Chefs von Regierungsstellen, die ihn bei der Bekämpfung von Geheimorganisationen aus seinen Verschwörungstheorien unterstützen sollten.

Diese Verschwörungstheorien hatte er in den sozialen Netzwerken präsentiert. So gebe es eine übermächtige internationale Organisation, die nicht nur Regierungen, sondern auch Bürger auf das Heftigste manipulieren würde, ohne dass diese es merken würden. Er selbst behauptete auch, sein Gehirn wäre im Schlaf angezapft worden. Seine großartigen Ideen seien danach als Hollywood-Blockbuster vermarktet worden, so sei er um seine Schöpfungen betrogen worden. Mit einem Freund, mit dem er Gedankengut austauschte, habe er noch viele weitere Beweise für obskure Verschwörungen gesammelt - diese seien nicht ernst genommen worden. Von Juni bis 23. September 2019 habe er dann, so die Aussage des Inhabers, die „Kurtz Detektei“ in Wuppertal mit Telefonaten überzogen, sei aber dort genauso regelmäßig auf Ablehnung gestoßen. Patrick Kurtz: „Solche Theorien werden uns unglaublich oft präsentiert, ohne dass wir einen konkreten und kriminellen Hintergrund darin erkennen können.“

Am 24. Oktober 2019 sei es dann aber doch zu einem Treffen und zu einem persönlichen Gespräch in Dortmund zwischen R. und Detektiv Holger E. gekommen. Der Ermittler habe sich dafür interessiert, wie derartige Verschwörungsfanatiker funktionieren und in der Gegenüberstellung auftreten. Im Gegensatz zu vielen anderen, die eher diffus von Weltverschwörungen redeten, sei der Hanauer „intelligent und redegewandt“ aufgetreten. Er habe nach Darstellung des Ermittlers völlig „harmlos“ gewirkt, obwohl ein paranoider Hintergrund durchaus zu erkennen gewesen sei. Von Gewalt- und rassistischen Phantasien sei damals nichts zu bemerken gewesen, so die Aussage des Detektivs.

Wie geplant habe sich der Ermittler anschließend aus diesem Kontakt zurückgezogen. Die Vorstellungen seien genauso wahnhaft wie die gewesen, die er vielfach aus anderen Kanälen kannte. Weder kam es zu einem Geschäftsabschluss, noch wären überhaupt finanzielle Voraussetzungen besprochen worden - auch wenn der spätere Mörder von einem geregelten Einkommen und einer festen Anstellung redete.

R. habe dann noch mehrmals angerufen, und um das zu beenden, habe ihn der Detektiv gebeten, einen Auszug dieser Verschwörungstheorien zusammenzustellen (heute als ‚Manifest’ bekannt), den könne man eventuell an die Bundesanwaltschaft weiterleiten. Wie man jetzt weiß, schickte der Mörder diese Anzeigen am 9. November aber direkt an die Bundesanwaltschaft.

Die Verbindung zu dem Hanauer Massaker sei im Hause Kurtz erst klar geworden, als man im Internet das „Manifest“ lesen konnte. Genau dies habe Tobias R. dem Detektiv, wenn auch in rudimentärer Form, präsentiert. Man stellte, so Kurtz, die Übereinstimmung fest und alarmierte die Behörden – die allerdings hätten sich bislang noch nicht dafür interessiert.