Rau-Gymnasium und „Else“ Super-GAU für zwei Schulsanierungen
Wuppertal · Die Sanierung des Gymnasiums Siegesstraße und der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule verzögern sich erheblich – möglicherweise um bis zu zwei Jahre – und werden teurer als geplant. Grund: Die vorgesehene Übergangs-Unterbringung während der Bauzeit in Containern auf der Hardt lässt sich nicht wie geplant realisieren.
Mirja Montag, neue Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, erklärte am Montag (11. Januar 2021) im Rathaus die Situation – und die ist für das städtische Tochterunternehmen ausgesprochen unangenehm: Es hat sich bei der Planung grob verkalkuliert und baurechtliche Bestimmungen falsch eingeschätzt. Geplant war bekanntlich, auf dem Areal der unmittelbar vor dem Abriss stehenden ehemaligen Justizvollzugsschule auf der Hardt mehrgeschossige Container aufzustellen, in denen während der Sanierungsarbeiten an zwei großen Wuppertaler Schulen übergangsweise unterrichtet werden sollte. Zunächst sollte das Gymnasium Siegesstraße hier einziehen, dann die Else-Lasker-Schüler Gesamtschule.
Dieses Vorhaben ist jetzt geplatzt. „Wir können die Termine und die Kosten für die Aufstellung der Container auf der Hardt nicht halten“, so Mirja Montag. Das Problem steckt im Brandschutz. „Es ist notwendig, beim Land eine bauartbezogene Genehmigung für die Container einzureichen. Das war in den ursprünglichen Planungen nicht berücksichtigt.“ Man habe sich bei der eigenen Planung, die dem Ratsbeschluss zu Grunde liegt, an bereits realisierten Container-Lösungen orientiert. Die waren offenbar unkomplizierter zu realisieren, weil im Zuge der Flüchtlingskrise Erleichterungen für das Aufstellen von Contanern in Geschossbauweise eingeführt wurden. Diese Regelung wurde aber zwischenzeitlich wieder zurückgenommen – und das erfordert jetzt erheblichen Mehraufwand, den das Gebäudemanagement nicht berücksichtigt hatte. Außerdem habe man bei der Preisermittlung für die Container-Lösung „letztlich eine falsche Kalkulationsgrundlage“ herangezogen. Im Ergebnis waren die Kosten in den Ausschreibungsergebnissen viel höher als gedacht. „Man kann von einer Verdoppelung prechen“, so Montag, die einräumt: „Ende des Jahres mussten wir erkennen, dass wir in einer Sackgasse stecken, aus der wir nur herauskommen, wenn wir das Projekt neu justieren.“
Diese „Justierung“ wird die Schulprojekte weit zurückwerfen, die Rede ist von einem bis zwei Jahren. Schließlich muss die Übergangslösung von Grund auf neu durchdacht und beschlossen werden. Damit werden möglicherweise auch im Hinblick auf den heiß diskutierten Abriss der Justizvollzugsschule die Karten wieder neu gemischt. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, der kein Hehl aus seiner Bestürzung angesichts der Abläufe machte, stellte in den Raum, dass man die Kosten einer Nutzung des Baus als Interimsunterbringung für die Schulen neu kalkulieren müsse. „Das sind wir den Fraktionen schuldig, die gegen den Abriss gekämpft haben“, so der OB. Rein technisch wäre die Nutzung des Altbaus noch machbar. „Aktuell läuft hier die Schadstoffbeseitigung. Das geht auch weiter. Aber das Gebäude wird jetzt wetterfest gemacht und die Ausschreibung für den Abriss aufgehoben“, so Montag zum Stand der Abbrucharbeiten.
Schneidewind rechnet gleichzeitig damit, dass aus der Stadtgesellschaft weitere Vorschläge für Übergangslösungen an anderen Standorten kommen. Die will er in engem Austausch zwischen Verwaltung, Gebäudemanagement und Politik bis zur Ratssitzung Anfang März so weit auswerten, das dort die Prüfung realisitischer Optionen beschlossen und die beste Variante Anfang Mai verabschiedet werden kann.
„Wir werden analysieren, wie es dazu kommen konnte und wie wir künftg sicherstellen können, dass sowas nicht wieder passiert“, kündigte Schneidewind an. Außerdem wolle man über Maßnahmen nachdenken, wie man die Situation für die Schülerinnen und Schüler erträglich machen kann. Ob die Pläne mit Blick auf die Verzögerungen auch dahingehend geändert werden könnten, beide Schulen parallel zu sanieren, vermochte heute noch niemand zu sagen.An der „Else“ hatte man die Dringlichkeit der Maßnahme in jüngster Zeit immer wieder deutlich gemacht.
Erste Reaktionen:
“Stück aus dem Tollhaus“
Die Kommentare aus dem politischen Raum ließen nach den Neuigkeiten in Sachen Hardt nicht lange auf sich warten. Die FDP sieht das Vertrauen in das Gebäudemanagement „massiv beschädigt“. „Wir erwarten jetzt in den nächsten Wochen eine belastbare Perspektive für die Schulsanierung und außerdem Vorschläge, mit welchen Reparatur- und Verschönerungsarbeiten die Schulgebäude bis zum Zeitpunkt der Gesamtsanierung so ertüchtigt werden können, dass der Aufenthalt in diesen Gebäuden zumindest etwas angenehmer wird“, so Karin van der Most von den Liberalen. Die Vorsitzdende des Schulausschusses fordert jetzt eine zeitnahe Sondersitzung des Gremiums.
Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, spricht ebenfalls von Vertrauensverlust und betont: „Nun sind neue und auch verlässliche Zeitpläne wichtig, wie die Sanierungen der beiden weiterführenden Schulen organisiert werden können. Für die Linke fordert Fraktionsvorsitzende Susanne Herhaus, die Abrissarbeiten an der ehemaligen Justizvollzugsschule sofort zu stoppen. Dass das Gebäudemanagement erst erst jetzt darüber informiere, dass weder Kosten- noch Zeitplan einzuhalten sind, ist aus Sicht der Linken ein Skandal. Für den Erhalt des Bestandsgebäudes auf der Hardt, die einst als Pädagogische Hochschule fungierte, spricht sich auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft aus. Sie spricht angesichts der neuesten Entwicklung von einem „Stück aus dem Tollhaus“.