"Wir geraten langsam an die Grenze"
Wuppertal · Wuppertal möchte die auch hier in großer Zahl ankommenden Flüchtlinge in seiner Mitte willkommen heißen. Doch es gibt viele Hürden zu überwinden.
Anders als in Düsseldorf oder Köln will die Stadt Flüchtlinge nicht in Zelten oder Turnhallen unterbringen, sondern ihnen ein würdiges und selbst bestimmtes Leben ermöglichen. Doch angesichts der ständig steigenden Anzahl von Menschen, die vor Krieg, Verfolgung oder aus menschlichen Gründen zu uns kommen, wird dieser Anspruch immer schwieriger.
"Wir geraten langsam an die Grenze der Handlungsfähigkeit. Es fehlen Dolmetscher, die nicht nur die jeweiligen Sprachen beherrschen, sondern auch die Strukturen unserer Bürokratie durchschauen, oder im Krankheitsfall ärztliche Diagnosen und Behandlungen genau erklären können", berichtet Helge Lindh, Vorsitzender der Integrationsausschusses aus seiner täglichen Praxis. "Wir versuchen alles zu machen, was möglich ist, so gibt es Sprachkurse in Kooperation mit der Uni, obwohl Flüchtlinge, deren Asylverfahren noch läuft, keinen Rechtsanspruch darauf haben". Lindh lobt die Stadt und deren Bewohner, die sich ehrenamtlich an vielen Stellen für die heimatlos gewordenen Menschen einsetzen, sei es mit Patenschaften oder direkter Betreuung, Hilfe bei Behördengängen oder bei Arztbesuchen. Hier seien es vor allem die Kirchengemeinden, deren Mitglieder aktiv würden. Dazu kommen AWO, Diakonie und Caritas. "Leider ist die Vernetzung untereinander noch nicht perfekt, sonst könnte die Hilfe noch effektiver sein", hofft Lindh auf Verbesserung.
Und es sind immer Einzelaktionen, die Mut machen, zeigen, wie toll viele Wuppertaler reagieren: Wie etwa die ältere Dame, die spontan einen jungen Mann aufnahm, die Fahrschule, die das kostenlose Erwerben eines Führerscheins möglich machte.
"Dazu kommen ehemalige Flüchtlinge, die heute hier fest verankert sind, jetzt zu Betreuern werden", so Lindh, dem es sehr wichtig ist, Flüchtlinge als Opfer zu sehen: "Wir müssen zu einem Geben und Nehmen mit diesen Menschen kommen. Viele sind Akademiker, andere durch die Erfahrung der Flucht sehr stark geworden, auch wir können davon profitieren", ist sich Helge Lindh sicher, dass Wuppertal noch ein Stückchen bunter werden kann.