OB-Wahl 2015 in Wuppertal: Beate Petersen (WfW) Vielleicht eine Überraschung?

Wuppertal · Sie gilt als notorische "Nein"-Sagerin. Da muss Beate Petersen jedoch widersprechen. "Wer das behauptet, hat nie den zweiten Teil meiner Sätze gehört." Beim Treffen mit der OB-Kandidatin der WfW zeigt sich: Sie verfügt über einen weit größeren Wortschatz ...

Wenn Beate Petersen Zeit hat, sucht sie den Weg in die Natur. Viel Zeit bleibt der OB-Kandidatin bei ihrem Programm dafür aber nicht.

Foto: Bettina Osswald

Es gibt ein Bild des Cartoonisten Uli Stein, auf dem hält ein Pinguin trotzig ein Schild mit der Aufschrift "Dagegen" in die Höhe. Viele, die Beate Petersen aus diversen Diskussionen in Wuppertal kennen, beschreiben sie etwa wie diesen Pinguin. Dabei, sagt die 54-Jährige, sei sie gar nicht nur immer gegen alles. "Ich bin keine ewige Nein-Sagerin. Ich gebe immer eine Alternative an. Ich bin auch nicht gegen Ikea in Wuppertal — nur gegen den geplanten Standort am Eichenhofer Weg."

Als sie von der "Wählergemeinschaft für Wuppertal" (WfW) Anfang Juli gefragt wurde, ob sie sich als OB-Kandidatin aufstellen lassen will, hat sie jedenfalls "Ja" gesagt — und stieß somit als letzte Kandidatin zur Liste der Oberbürgermeister-Anwärter hinzu. "Ich bin mutig genug, das Abenteuer zu wagen", sagt Beate Petersen und fügt hinzu: "vielleicht auch zu idealistisch — und sehe viel Handlungsbedarf."

Es ist ein Sonntagnachmittag, wir sitzen auf der Hardt, einem Lieblingsort, an dem sie auch mal ein Stück Natur genießen kann, wenn sich zwischen zwei Terminen ein kleines Zeitfenster auftut. Heute hat sie ihren Hund Tejo — ein aus dem Tierheim adoptierter Husky-Mix — dabei, der immer wieder die neugierigen Blicke der Kinder auf sich zieht. Bei einem besonders freudig quiekenden Jungen geht die zierliche Frau mit den leicht ergrauten Locken mit Tejo zu ihm — doch der Junge versteckt sich hinter seine Mutter. "Er hat Angst", ruft die Mutter entschuldigend. Petersen bleibt dennoch eine Weile stehen, versucht das Kind an den Hund zu gewöhnen, ihm die Furcht zu nehmen. Dann kommt sie zurück. "Noch eine gute Stunde, dann hätte der auch keine Angst mehr."

Man merkt schon: Beate Petersen ist wie ein chemisches Element, das pausenlos mit ihrer Umwelt reagiert. Logische Folge: Die Diplom-Finanzwirtin, die bei der Finanzverwaltung NRW arbeitet, engagiert sich gleich in sechs Bürgerinitiativen. Gegen Primark, für den Erhalt des Schauspielhauses, bei "Döpps 105" und im Aktionskreis "Die Wuppertaler" beispielsweise. Wo sie die Zeit dazu hernimmt? "Es stimmt, ich habe nahezu jeden Abend in der Woche einen Termin, aber meine Themen Umwelt- und Klimaschutz, Erneuerbare Energien ziehen sich wie ein roter Faden durch — da gibt es viele Querverbindungen", erklärt die Aktivistin, die sich selbst als gute Netzwerkerin bezeichnet. "Nur mein Mann und mein Hund, die kommen manchmal zu kurz."

Querverbindungen hat Petersen auch zu den Grünen, bei denen sie ein Jahr lang Mitglied war. Doch in Partei-Strukturen kann sich die Idealistin nicht richtig entfalten, hat das Gefühl, von außen mehr bewegen zu können. Auch bei "Wuppertal 3.0" hat sie sich eingebracht — "allerdings eher im Hintergrund." Dennoch sei die Enttäuschung "riesig" gewesen, als diese keinen geeigneten OB-Kandidaten finden konnte. Jetzt hat sie das Amt der Oberbürgermeisterin selbst im Visier. Zu hoch gegriffen? "Vielleicht erreiche ich nur ein einstelliges Ergebnis", sagt sie, "das wäre schlecht. Aber vielleicht erleben wir auch eine Überraschung... Es würde Wuppertal jedenfalls gut tun, wenn jemand an der Spitze steht, der nicht rein monetär denkt." Ihr persönliches Ziel: Nicht-Wähler ansprechen, zur Wahlurne locken und die Wahlbeteiligung steigern.

Während Tejo mal wieder einer Fliege nachlaufen will, nutze ich die Gelegenheit nach dem Wahrheitsgehalt einer Anekdote zu fragen. "Stimmt es eigentlich, dass Andreas Mucke auf Ihrer Hochzeitsfeier aufgetreten ist?" Beate Petersen lächelt. "Ja, zusammen mit Stefan Kühn hat er als 'Don Promillo & Peperoni' Musik-Kabarett in unserem Garten gespielt." Man kennt sich eben, hat zusammen studiert, sich im AStA engagiert. Jetzt ist der frühere Studienkollege ein Konkurrent im Kampf um das Amt des OB. Petersen kommentiert das nicht weiter. Und wenn wir nun tatsächlich eine Überraschung erleben, frage ich. Sie zuckt mit den Schultern: "Dann wage ich das."