Steingarten an der Nordbahntrasse "Wir finden eine Lösung!"

Wuppertal · Aus Empörung wurde Applaus: Am ehemaligen Bahnhof Loh versuchte die Stadt die Wogen zu glätten. Mit Erfolg. Klare Botschaft: Der Steingarten bleibt.

Garteninitiator Martin Michels (li.) und Michael Telian, Leiter des Büros von Oberbürgermeister Andreas Mucke.

Foto: Jens Grossmann

Der Wind war kalt, die Worte betont warm und die Botschaft unmissverständlich, als am vergangenen Dienstag Vertreter von Stadt, Wuppertalbewegung sowie zahlreiche empörte Bürger am Steingarten an der Nordbahntrasse aufeinander trafen. Der Rundschau-Artikel über den Ärger am Gartenidyll hatte sie alle an den ehemaligen Bahnhof Loh getrieben. Die gute Nachricht: Niemand hat die Absicht, die Mauer einzureißen.

Von Gefahrenquellen und anprallenden Steinen war beim Ortstermin am Steingarten keine Rede mehr. Stattdessen gab’s eine freundliche Einladung ins Rathaus, wo man alle juristischen Fragen rund um das Grundstück klären will.

Foto: Jens Grossmann

Auslöser der Missstimmung: Die Stadt sah in der kreativ gestalteten Steinmauer ein Gefahrenpotenzial und warnte vor dem "Anprall von Verkehrsteilnehmern". Eine Sicht, die weder bei Garteninitiator Martin Michels, noch bei der Wuppertalbewegung und schon gar nicht bei den vielen Liebhabern des Steingartens auf Verständnis stieß. Vielmehr hatte es nach der Rundschau-Berichterstattung am vergangenen Wochenende eine Flut von Lesebriefen und -kommentaren gegeben. Sie reichten von Empörung über Ratlosigkeit bis hin zur Irritation, ob es sich bei dem Text möglicherweise um einen verfrühten Aprilscherz handele.

Diese Stimmung hatte auch das Rathaus erreicht. Und so sandte Oberbürgermeister Andreas Mucke neben den zuständigen Sachbearbeitern auch seinen Büroleiter Michael Telian sowie Stadtsprecherin Martina Eckermann aus, die Wogen zu glätten. Klare Ansage: "Wir finden eine Lösung." Von den genannten Gefahren war da nicht mehr viel zu hören. Im Vordergrund stand vielmehr ein fehlendes Mietverhältnis zwischen Michels und der Stadt. Die "wunderbare Anlage", so Martina Eckermann, stelle niemand in Frage. "Aber man muss das alles auf rechtlich korrekte Füße stellen."

Presseamtsleiterin Martina Eckermann (li.) und OB-Büroleiter Michael Telian im Gespräch.

Foto: Jens Grossmann

Die Stadt hatte das Grundstück, auf dem sich der beliebte Garten befindet, 2009 von der Bahn gekauft. Michels hatte damals schon relativ blauäugig begonnen, Steine von der Baustelle zu der hübschen Mauer zusammenzutragen. Stück für Stück hatte er sie dann bepflanzt und mit den kuriosesten Fundstücken dekoriert. Um die Eigentumsverhältnisse hatte er sich indes wenig gekümmert.

Das rief eines Tages auch den städtischen Trassen-Projektleiter Rainer Widmann auf den Plan. Doch statt kleingeistige Bürokratie walten zu lassen, fand Widmann eine pragmatische Lösung. Man dulde den Garten, hieß es. Und so klagte auch Martin Michels bei der Aussprache gegenüber der Stadt: "So lange Herr Widmann im Dienst war, hat er die Hand drüber gehalten. Die Sache war geregelt." Doch Widmann ging im vergangenen Sommer in den Ruhestand. Und hinterließ augenscheinlich eine große Lücke ...

Schon in der kommenden Woche soll ein weiteres Treffen zwischen der Stadt, Michels und der Wuppertalbewegung stattfinden. Im Rathaus — bei Kaffee und Kuchen — soll eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Möglicherweise kauft der Gartenfreund das Grundstück. "Wir kriegen das hin", versprach Telian. Und dafür gab es von den Kritikern sogar Applaus. Geht doch!