Fernseh-Journalistin zu Gast an der Bergischen Uni Will begeistert Studenten
Wuppertal · Als Anne Will (50) in einem Hörsaal der Uni Wuppertal Platz nimmt, blickt sie in Hunderte von jungen Gesichtern. Und noch mehr schauen gespannt auf sie, denn der "Talk" wird per Live-Stream in einen weiteren Saal übertragen.
Auch der ist rappelvoll.
"Ich finde wirklich schön, dass so viele hier sind", sagt Will mit ihrer so typisch klaren Aussprache und ihrer so natürlichen Autorität, neben der selbst der routinierte Gesprächspartner und Gastgeber Manuel J. Hartung, Herausgeber von Zeit Campus, festlich gestimmt und etwas verlegen zugleich wirkt.
Anne Will ist wohl Deutschlands berühmteste Fernsehjournalistin. Seit neun Jahren leitet sie ihre eigene politische Talkshow, in der sie mit Gästen aktuelle gesellschaftliche Fragen diskutiert. Auf Wills Couch sitzt Polit-Prominenz genauso wie so manch ein umstrittener Gast.
Vor zwei Wochen war es die vollverschleierte Muslima Nora Illi, deren Auftritt eine erhitzte Diskussion nach sich zog. War das ein Fehler? "Mich hat diese aufgeladene Stimmung überrascht", erklärt Will beim Talk in der Uni. Die Schweizer Konvertitin sei nicht zum ersten Mal in ihrer Sendung gewesen. "Worauf weist es hin, dass der Besuch plötzlich so kritisiert wird? Glaubt die Gesellschaft, man wird der radikalisierten Kräfte nicht Herr? Ist das ein Zeichen für eine wachsende Islamfeindlichkeit oder Ausdruck des Wunsches nach einem Vollverschleierungsverbot?", fragt die Frau der Fragen und erklärt: "Ich halte dieses Setting nach wie vor für vertretbar."
Will zeigt in Wuppertal Haltung — und Humor. Sie erzählt von ihrem sich immer wiederholenden Albtraum, dass sie wieder in die Abi-Prüfung müsste, von Krisen im Studium und dem großen Glück, endlich Journalistin sein zu dürfen. Die Studenten hängen an ihren Lippen, eine Stunde ist der Hörsaal gebannt.
Und am Schluss gibt es noch eine exklusive Berufsberatung. "Wie gehe ich mit Kritik an meiner Arbeit um", möchte eine Studentin mit Berufswunsch Journalismus wissen. "Wenn sich jemand Ihrer Arbeit wirklich zuwendet, können Sie sich über jede Anmerkung freuen", spricht das Idol und fügt, typisch Will, hinzu: "Sind es jedoch nur Geschmacksfragen, bleiben Sie bei sich. Sonst ist Ihre Arbeit nicht mehr Ihre."