"Widerspruch und Widerstand"

"Nach den Ereignissen der letzten Wochen gilt: ,Gerade jetzt gemeinsam!'" Das hat Manfred Rekowski, der aus Wuppertal stammende Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, am Montag (19. Januar 2015) in Düsseldorf in Anlehnung an eine Erklärung der Landessynode aus der vergangenen Woche betont.

Er sprach bei einer Demonstration des "Düsseldorfer Appells" gegen den zeitgleich stattfindenden Marsch der "Dügida". Rekowski rief zu Widerspruch und Widerstand auf: "Gerade jetzt müssen wir — Menschen aller Religionen und Weltanschauungen — gemeinsam widersprechen und widerstehen: Wo die Grenze zur Verunglimpfung und zur Menschenfeindlichkeit überschritten wird, da ist unser deutlicher Einspruch nötig. Menschenfeindliche Parolen, Ausgrenzung und Hass dürfen nicht salonfähig werden. Es darf schon gar nicht sein, dass in unserem Land lebende Muslime und hier Zuflucht suchende Flüchtlinge zunehmend Angst haben müssen."

Es gelte gemeinsam für die Offenheit unserer Gesellschaft einzutreten, machte der oberste Repräsentant der mit mehr als 2,66 Millionen Mitgliedern zweitgrößten EKD-Gliedkirche deutlich. Die Offenheit der Gesellschaft gründe auf der Anerkennung von Vielfalt und Differenz. "Darin sehen wir keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung unseres Zusammenlebens. Diese Vielfalt muss gestaltet werden. Dafür tragen alle politischen, gesellschaftlichen und religiösen Gruppen Verantwortung. Demonstrationen oder Kundgebungen, mit denen das christliche Abendland verteidigt werden soll, aber letztlich vor allem der Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet wird, fordern unseren Widerspruch heraus.", so der 56-jährige Theologe.

Rekowski: "Das christliche Abendland zeigt sich zuerst und zuletzt darin, wie wir miteinander umgehen. Christinnen und Christen glauben an den Gott, der ein ,Herzlich willkommen' zu jedem Menschen spricht. Für Christen — übrigens hat der christliche Glaube starke morgenländische Wurzeln — gilt die biblische Wegweisung aus dem 3. Buch Mose: ,Der Fremde soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer; und du sollst ihn lieben wie dich selbst.'" So klar die Intention der Veranstalter zu verurteilen sei, die mit dem Feuer spielten, so wichtig scheine es ihm aber auch zu fragen, "was die mitlaufenden Menschen tatsächlich außerdem noch bewegt. Deshalb müssen wir auch nach Fremdheitserfahrungen, Sorgen und Ängste der Menschen fragen. Wem aber am Zusammenhalt unserer Gesellschaft liegt, der muss entschieden allen Demagogen und politischen Hasspredigern klar und deutlich widersprechen. ,Gerade jetzt gemeinsam!'"