Rundschau-Chronik 2015 W wie welcome

Wuppertal · Wenn der Satz "Zahlen sprechen für sich" je gestimmt hat, dann hier: 2011 kamen 270 Flüchtlinge nach Wuppertal, 2015 waren es 3.000.

„Flüchtlinge willkommen!“ — hier Anfang September am Schulzentrum Süd.

Foto: Holger Battefeld

Bis in den Spätsommer war es der Stadt gelungen, die Unterbringung der Menschen ohne Turnhallen zu organisieren. Im September allerdings reichten weder die angemieteten Wohnungen noch die Flüchtlingsheime mehr aus. Sozialdezernent Stefan Kühn konnte zwar sein Versprechen, das menschenunwürdige Wohnen in Zelten um jeden Preis zu vermeiden, halten.

Das Leben in Turnhallen allerdings ließ sich nicht mehr verhindern — zuerst am Schulzentrum Süd auf Küllenhahn, in der Ronsdorfer Gesamtschule an der Blutfinke. All das wurde flankiert von immenser Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung, von Organisationen, Vereinen und Unternehmen. Stets waren Hunderte von Wuppertalern aller Altersgruppen vor Ort, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen. Bergeweise Sachspenden kamen zusammen. Nach nur kurzer Zeit gelang es, beide Turnhallen wieder für den Schulsport freizugeben — ohne dass dort größere Reparaturen nötig gewesen wären.

Zurzeit hat Wuppertal große Flüchtlingsunterkünfte in der Ex-Förderschule Hufschmiedstraße in der Elberfelder Nordstadt, in einem Ex-Gewerbekomplex auf Hasten in Cronenberg, in der Barmer Jugendherberge sowie in der früheren Hauptschule Röttgen. Der Neustart des früheren "Art-Fabrik-Hotels" in Heckinghausen als Erstunterbringungseinrichtung des Landes NRW steht kurz bevor.

Bei einer dort von Rechtsextremen organisierten Kundgebung standen am 5. September den etwa 50 Fremdenfeinden rund 600 Menschen gegenüber, die Ja zur Wuppertaler Willkommenskultur sagten.

Die übrigens beeindruckte auch die bundesweit erscheinende Wochenzeitung "Die Zeit" — sie schrieb am 22. Oktober nach einer Befragung der Bürgermeister der 30 größten deutschen Städte zum Thema Flüchtlingsprobleme: "Deutschland braucht mehr Wuppertal."