Die Wuppertaler Kontakte von NASA-Direktor William McArthur Von der ISS zum Ölberg
Wuppertal · Der Astronaut und NASA-Direktor William McArthur pflegt familiäre Kontakte nach Wuppertal. Jetzt war er auf Verwandtenbesuch - mit vielen Weltraumgeschichten im Gepäck.
Sonntagabend im Wuppertaler Brauhaus. Am Tisch "Landgericht" hat sich eine Gruppe eingefunden — ein kleines Familientreffen. Während von nebenan Wortfetzen in Russisch rüber schwappen, wird hier Englisch gesprochen. In der Runde sitzt aber einer, der beide Sprachen beherrscht: William McArthur. Der 65-jährige Amerikaner unterhält sich angeregt mit seinen Cousins Stefan und Thomas Pattberg. Ein paar Brocken in Deutsch sind drin, aber sein Russisch ist besser. Auch wenn sein Akzent deutlich hörbar ist: Für die Verständigung auf der Internationalen Weltraumstation hat es allemal gereicht.
Denn William McArthur, der sich selbst völlig zwanglos als Bill vorstellt, hat für die NASA als Testpilot über 40 verschiedene Flugzeugtypen geflogen und ist vier Mal im All gewesen. Der letzte Aufenthalt im Jahr 2006 auf der ISS dauerte insgesamt 187 Tage. Seit seinem Ausscheiden aus dem Astronautenkader ist er am Johnson Space Center als NASA-Direktor für Sicherheit und Missionsversicherung tätig. Seine Verbindung zu Wuppertal hat mit einem Mädchen vom Ölberg zu tun.
William McArthur und seine Frau Cynthia nutzten die Einladung zu einer Konferenz des Österreichischen Weltraum Forums in Wien für den Abstecher zum deutschen Teil der Familie erwartet. Denn William McArthurs Mutter Edith Pattberg stammt aus Wuppertal. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Edith Pattberg Colonel William McArthur kennengelernt, ihn 1948 geheiratet und mit Ihm Deutschland Richtung North Carolina verlassen.
"Der Kontakt zur Wuppertaler Familie ist nie abgerissen. Und gerade für mich ist Bill mehr als nur ein Cousin. Mein Vater, also Bills Onkel, starb als ich vier Jahre alt war. Und ich habe das Gefühl, dass Bill mir sehr viel von ihm zurückgibt", erklärt Stefan Pattberg. Und auch für Bill ist die Familie in Deutschland sehr wichtig. Da versteht es sich von selbst, bei seiner 92-jährige Tante auf einen kleinen Sekt vorbei zu schauen. "Unsere Mutter hat sich riesig gefreut", sagt Thomas Pattberg beim gemeinsamen Bummel über den Ölberg. "Hier in der Schreinerstraße Nummer 28 hat unsere Tante Edith gewohnt. Ein Haus voller Erinnerungen."
Man schaut den Menschen immer nur vor den Kopf. Und bei Bill sieht man einen großgewachsenen schlanken Mann mit Brille. Das einzige Accessoire, das etwas aus dem Rahmen fällt, ist der große goldene Ring an seiner linken Hand. Auf der einen Seite ist ein stilisierter Adler, das Symbol der Militärakademie West Point, ins Metall getrieben, auf der anderen Seite die Jahreszahl 1973. "Mein Abschlussjahrgang. Sieht schon etwas abgenutzt aus", erklärt Bill mit einem verschmitzten Lächeln und deutet zu seiner Frau Cynthia hinüber: "Ihrer ist etwas schicker."
Tatsächlich trägt Cynthia McArthur eine kleinere Version des Rings, direkt neben dem Ehering. Auf den Astronauten-Rummel um ihren Mann angesprochen, erklärt Cynthia, dass sie diese Momente immer noch sehr unterhaltsam findet. "Ich höre diese Weltraumgeschichten sehr gerne. Und falls der Bill mal ausfallen sollte, dann kann ich sie auch gut erzählen", sagt sie augenzwinkernd. Dann folgt ein rührender Moment: "Aber ich weiß, wenn wir zu Hause sind, habe ich wieder einen wundervollen Ehemann, der sich liebevoll um unsere Kinder und Enkelkinder kümmert."
Aber so kann Bill diesen Moment nicht stehen lassen und ergänzt lakonisch: "Ein Ehemann, der auch gerne den Müll rausträgt. Das habe ich auch schon auf der Internationalen Raumstation gemacht. Allerdings war das dort viel cooler. Einfach in einer Kapsel verstaut, losgeschickt, und schon ist der Müll in der Atmosphäre verglüht."
Seinen Sinn für Humor will Bill auch nach seiner Pensionierung behalten. Er habe seinem Land 47 Jahre lange gedient, eine schöne Zeit, aber auch der nächste Lebensabschnitt ist ein wichtiger Schritt, wird er später noch sagen.