Interview: Eine neue Sprach- und Integrationsmittler-Genossenschaft Viel mehr als Dolmetscher

Wuppertal · Gerade wurde in Wuppertal eine eigenständige gemeinnützige Genossenschaft für Sprach- und Integrationsmittler ("SprInt") gegründet — unter anderem von Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth. Achim Pohlmann, Vorstandsmitglied der "SprInt gemeinnützige eingetragene Genossenschaft", erklärt Ziele und Aufgaben.

Achim Pohlmann ist schon seit vielen Jahren Leiter der Migrationsdienste der Diakonie in Wuppertal.

Foto: Werner Jacken

Rundschau: Worum geht's der "SprInt-Genossenschaft"?

Pohlmann: Um den Aufbau einer Willkommensstruktur für Neuzuwanderer. Dazu wird die Genossenschaft verschiedene Unterstützungsmodelle entwickeln und betreiben. Besonders an den Standorten in Dortmund und Wuppertal wird es effektive Vermittlungsstellen für Sprach- und Integrationsmittlung geben.

Rundschau: Was ist bisher geschehen?

Pohlmann: Die Diakonie hat zusammen mit Partnern das Berufsbild der Sprach- und Integrationsmittlung entwickelt. Die Menschen wurden qualifiziert, Transfer ins Bundesgebiet betrieben, für Qualitätssicherung gesorgt und ein lokaler Vermittlungsservice für Sprach- und Integrationsmittlung mit der Bezeichnung "SprInt Wuppertal" läuft.

Rundschau: Warum braucht man "SprInter"?

Pohlmann: Deutschland wird seit einigen Jahren zunehmend als Einwanderungsland definiert. Die Zahl der Menschen mit Migrationsvorgeschichte steigt stetig und stellt die Kommunen vor immer größere Herausforderungen. Unsere Einwanderungsgesellschaft muss und will allen den gleichen Zugang zu medizinischen Leistungen, Arbeit und Bildung sowie Sozialversorgung bieten. Egal, aus welcher Kultur diese Menschen kommen oder welche Sprache sie sprechen. Gerade Sprachbarrieren verhindern aber oft eine schnelle und zielorientierte Lösung.

Rundschau: Wo zeigen sich dabei die größten Schwierigkeiten?

Pohlmann: Die meisten Fachkräfte aus dem Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich sind auf die Besonderheiten in der Kommunikation mit Neuzuwanderern nicht vorbereitet. Für eine notwendige Teilhabe von Menschen in der Einwanderungsgesellschaft soll das Instrument Sprach- und Integrationsmittlung weiter entwickelt und praxisgerecht eingesetzt werden.

Rundschau: Was genau machen die "SprInter"-Mitarbeiter?

Pohlmann: Bei folgenschweren Entscheidungen muss ein Mittler nicht nur verlässlich dolmetschen. Oft muss er kulturelle Zusammenhänge erklären, oder Vorurteile und Misstrauen ausräumen, um eine reibungslose Kommunikation zwischen Sachbearbeiter und Ratsuchendem möglich zu machen. "SprInter" sind speziell ausgebildet für Kliniken, Schulen und Ämter. Ihre Qualifizierung folgt wissenschaftlichen Kriterien und bundesweiten Standards. Ihre Arbeit spart Kosten und kann Fehlentscheidungen verhindern.

Rundschau: Und die Zukunftsperspektiven?

Pohlmann: Die Genossenschaft verfolgt keine wirtschaftlichen Interessen, sondern möchte die Dienstleistung der Sprach- und Integrationsmittlung als Instrument für die interkulturelle Öffnung und Willkommenskultur des Einwanderungslandes Deutschlands zur Verfügung stellen. Wir hoffen, dass wir schon bald die ersten Aufträge ausführen können.