Bundestagswahl-Kandidaten: Manfred Todtenhausen (FDP) „Unsere Betriebe ersticken in Vorschriften “

Wuppertal · "Flexibler Renteneintritt mit 60" fordert Christian Lindner auf dem Plakat zum Termin. Und dann kommt mir Manfred Todtenhausen auf dem Weg zum Elisencafé entgegen, der hat für sich persönlich ein völlig anderes Ruhestandskonzept.

Sollte er in den Bundestag einziehen, strebt Manfred Todtenhausen erneut einen Sitz im Wirtschaftsausschuss an. Da sich der ehrenamtliche Vorstand im Wuppertaler Bau- und Sparverein aber auch im Bauausschuss wohlfühlen würde, haben wir beim Treffen in seiner „Lieblings-Freizeitoase“ Hardt dieses Kunsthaus der Ausstellung im Botanischen Garten als Fotokulisse gewählt.

Foto: Rundschau

Der 66-Jährige will für die FDP erneut in den Bundestag einziehen. Dass er dafür noch die nötige Power mitbringt, daran lässt er von Anfang an keinen Zweifel.

"Die Wirtschaft droht zu überaltern, die geburtenstarke Jahrgänge verabschieden sich aus dem Erwerbsleben", sprudelt es aus ihm heraus, "zukünftige Generationen müssen ihre Altersversorgung auf drei Beine stellen." Zusätzlich zur Rente brauche es betriebliche, aber auch zusätzlich private Vorsorge, etwa durch Wohneigentum. "Das wollen wir mit dem Wegfall der Grunderwerbssteuer für Personen fördern — und zwar über den Bundesrat und noch vor der Wahl." Das sei zwar gemein, zwinkert er, aber nur so bekomme man Dinge durch. Und die entstehenden Ausfälle werden durch die Wiedereinführung der Vermögenssteuer oder die Anhebung des Spitzensteuersatzes ersetzt? Nein, das ist mit einem Freidemokraten nicht zu machen. "48 Prozent sind genug — zumal sie ja schon bei einem Einkommen von 53.000 Euro fällig werden", rechnet Todtenhausen vor und verspricht die Abschaffung des Solis ab 2019, das bringe für jeden einzelnen mehr.

Das sind soweit klassische FDP-Schwerpunkte, mit denen die Partei allerdings schwere Zeiten durchgemacht hat. "Dass wir 2013 so abgestraft wurden, war vielleicht sogar gerechtfertigt", blickt Todtenhausen selbstkritisch zurück. Aber die momentane Trendwende habe auch inhaltliche Gründe und liege nicht nur an der "Lichtgestalt Lindner". Viel habe man von den niederländischen Liberalen um Ministerpräsident Mark Rutte gelernt - auch was die innere Struktur angeht: "Bei uns haben die Mitglieder über den NRW-Koalitionsvertrag abgestimmt".

Digital natürlich, sagt er und blinzelt auf sein linkes Handgelenk. Terminprobleme? Nein, nein, die Smartwatch hatte sich nur gerade gemeldet. Mit 66 Jahren, befand schon Udo Jürgens, da fängt das Leben eben an — und bietet für Politiker im Wahlkampf auch körperliche Herausforderungen. "Ich habe regelrecht Muskelkater", bekennt Todtenhausen: "Momentan ist auch ständig Straßenwahlkampf angesagt, da geht es mitunter auch zu Gesprächen von Tür zu Tür."

In denen geht es dann auch um die von den Freidemokraten propagierte "entfesselte Wirtschaft", die bei vielen Misstrauen erzeugt. "Viele unnötige Vorschriften gehören auf den Prüfstand", erläutert Todtenhausen, "denn sonst drohen sie vor allem unsere kleinen und mittelständischen Betriebe zu ersticken. Nach dem Aus für das Vergabegesetz im Land müssten als erstes die Protokollpflichten für den Mindestlohn verringert werden, "besonders Handwerker leiden unter diesen gigantischen Aufwand".

In dem Bereich kennt sich Todtenhausen besonders gut aus, dazu hat er seinen kleinen Betrieb lange genug geführt. Als "Manni, der Handwerker" hat der erst 2002 in die Politik eingestiegene Spätstarter auch überregional auf die Probleme seiner Zunft aufmerksam gemacht, die er bei der FDP am besten aufgehoben sieht.

Als er 2012 als Nachrücker zum ersten Mal in den Bundestag einzog, waren von über 600 Abgeordneten 156 Juristen, 86 Lehrer und nur 9 Handwerker. Dieses Missverhältnis will er auch in der kommenden Legislaturperiode zumindest ansatzweise aufbessern. Mit seinem Listenplatz bräuchte er dazu ein knapp zweistelliges Ergebnis seiner Partei.