Land gibt 30 Millionen Euro Universität Wuppertal sucht Talente

Wuppertal · Um talentierte Jugendliche aus Nichtakademikerfamilien zu fördern, schickt die Bergische Universität Wuppertal in Kürze Talentscouts an Schulen in der Region. Am Montag (28. März 2017) fand im Hörsaalzentrum auf dem Campus Grifflenberg die Auftaktveranstaltung statt.

In Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf werden Talentscouts in der gesamten Region eingesetzt. Die Wuppertaler Hochschule wird vom Land für das Projekt von 2017 bis 2020 mit insgesamt 1,2 Millionen Euro gefördert.

Über den Bildungsweg entscheiden hierzulande oft nicht Talent und Fähigkeiten, sondern familiäre Hintergründe: Während 77 Prozent aller Akademikerkinder studieren, beträgt der Anteil bei Kindern aus Nichtakademikerfamilien nur 23 Prozent, so die 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes. Gemeinsam mit Wissenschaftsministerin Svenja Schulze stellten gestern Vertreterinnen und Vertreter der Universitäten Wuppertal und Düsseldorf das Projekt "Talente willkommen!" vor.

"NRW braucht alle Talente. Ich freue mich sehr, dass wir das erfolgreiche Pilotprojekt aus dem Ruhrgebiet auf ganz NRW ausweiten konnten. Für die sieben neu hinzu gekommenen Hochschulen stellt das Land zusätzlich acht Millionen Euro zur Verfügung. Gut investiertes Geld — denn Herkunft darf nicht über Zukunft entscheiden", sagte Wissenschaftsministern Svenja Schulze.

"Die Bergische Universität Wuppertal möchte möglichst vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine möglichst hohe Bildung vermitteln und ihnen damit gesellschaftliche Teilhabe und selbstbestimmtes Handeln ermöglichen", so Prof. Dr. Cornelia Gräsel, Prorektorin für Inter-nationales und Diversität. Die Bergische Universität richtet daher ein besonderes Augenmerk auf die Gestaltung des Übergangs Schule-Universität als entscheidende Phase für den Studienerfolg.

Bereits seit 2012 gibt es in Wuppertal das Projekt "Die Studieneingangsphase: Wege ebnen, Vielfalt fördern, Perspektiven aufzeigen", mit dem Studienanfängerinnen und -anfänger in besonderem Maße gefördert werden. Mit der Teilnahme am Talentscouting-Programm baut die Bergische Universität nun auf weitere, bereits vorhandene, erfolgreiche Angebote der Zentralen Studienberatung auf.

"Wir möchten an Schulen der Region vor allem denjenigen Schülerinnen und Schüler Mut machen, die — trotz Studieninteresse und Potenzial — die Möglichkeit eines Studium für sich bisher noch nicht ernsthaft in Betracht gezogen haben, weil sie ihr privates Umfeld dabei nicht unterstützt", erklärt Dr. Christine Hummel, Leiterin der Zentralen Studienberatung. "Mit der Beteiligung am Talentscouting-Programm wollen wir bislang vernachlässigte Talente systematischer fördern und unsere Kooperation mit den Schulen der Region intensivieren."

Anfang März 2017 haben fünf Talentscouts ihre Arbeit an der Bergischen Universität begonnen. Nach den Sommerferien werden sie an Schulen der Region — mit Unterstützung der Lehrkräfte — auf die Suche nach Talenten gehen. Konkrete Fragen zum Studienalltag beantworten sie dann bereits während der Schulzeit, ebenso wie Fragen zu Anforderungen in unterschiedlichen Studienfächern und zu Stipendien bzw. Finanzierungsmöglichkeiten. Die Scouts begleiten ihre Talente in der Schulabschlussphase und unterstützen sie gegebenenfalls bei der Vorbereitung von Abschlussprüfungen. Auch während der Studieneingangsphase finden an der Bergischen Universität regelmäßig Treffen zur Klärung von Fragen statt.

"In den Regionen um die Universitäten Düsseldorf und Wuppertal leben zwölf Prozent der Bevölkerung NRWs. In diesem Teil des Landes helfen unsere Scouts verborgenen Talenten ein Studium als Chance für sich zu entdecken, es aufzunehmen und erfolgreich abzuschließen. Wir freuen uns, dafür das umfassende Fächerspektrum beider Universitäten zu öffnen", betonte Prof. Dr. Stefan Süß, Prorektor für Studienqualität und Personalmanagement an der Universität Düsseldorf.

Das Talentscouting, entwickelt an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen, soll zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit führen. Im Herbst 2016 wurde das erfolgreiche Projekt aus dem Ruhrgebiet auf Hochschulen in ganz NRW ausgeweitet. Aktuell beteiligen sich 14 NRW-Fachhochschulen und Universitäten an dem Programm. Das NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung stellt dafür bis 2020 jährlich bis zu 6,4 Millionen Euro, insgesamt mehr als 30 Millionen Euro zur Verfügung.