Solar Decathlon in Wuppertal „An jeder Ecke Neues zu entdecken“

Wuppertal · An der Juliusstraße unmittelbar hinter der Utopiastadt an der Trasse sind in den vergangenen Wochen aus dem Nichts 16 Häuser von Studentinnen und Studenten aus der ganzen Welt aufgebaut worden. Seit diesem Wochenende ist der Campus des Architekturwettbewerbs Solar Decathlon Europe für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Katharina Simon, Direktorin für Architektur und urbane Innovation, erklärte Rundschau-Redakteurin Nina Bossy, warum sich der Besuch für jeden lohnt.

Beim Solar Decathlon ist Katharina Simon die Direktorin für Architektur und urbane Innovation.

Foto: Christoph Petersen

Rundschau: Frau Simon, die Häuser sind fertig. Als Direktorin für Architektur und urbane Innovation beschäftigen Sie sich seit drei Jahren mit dem Wettbewerb. Was war das für ein Gefühl, durch die fertigen Räume zu gehen?

Simon: „Grandios! Es ist wirklich bemerkenswert, was die Teams hier innerhalb von zwei Wochen auf die Beine gestellt haben. Vor allem die erste Zeit war beeindruckend. Man hat sich nur kurz weggedreht und schon gab es an jeder Ecke wieder etwas Neues zu entdecken.“

Rundschau: Welches Element in den Häusern hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?

Simon: „Jedes Haus ist sehr individuell, auf seine Art und Weise innovativ und erzählt eine eigene Geschichte. Von daher gibt es nicht das eine Element, das mich beeindruckt, sondern die Vielzahl an Lösungsansätzen und wie sie von den Teams präsentiert werden.“

Rundschau: Das Organisatoren-Team betont, dass auch die Wuppertalerinnen und Wuppertaler herzlich eingeladen sind. Was sollten sich fachfremde Besucherinnen und Besucher des Solar Decathlon unbedingt anschauen?

Simon: „Das ist so ein bisschen wie in dem schwedischen Möbelhaus. Man geht durch die Solar-Decathlon-Häuser und bekommt tolle Ideen, wie man die eigenen vier Wände besser nutzen kann. Durch Homeoffice & Co. haben ja viele das Problem, dass das Wohnzimmer plötzlich zum Büro wird. Wir zeigen praktische Tricks zur Raumnutzung und Inneneinrichtung.“ (Bilder:)

Solar Decathlon Europe 21/22 in Wuppertal: Die Häuser stehen
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Solar Decathlon in Wuppertal: Die Häuser stehen

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Foto: Christoph Petersen

Rundschau: Welchen Veranstaltungspunkt empfehlen Sie?

Simon: „Wir haben jeden Tag einen anderen Themenschwerpunkt. Eines meiner persönlichen Highlights sind aber ganz klar die Preisverleihungen, die ab Sonntagabend fast täglich stattfinden. Das ist immer ein sehr emotionaler Moment für die Teams, aber auch für uns als Organisationsteam. Wir laden alle herzlich ein, gemeinsam mit den Teams die Erfolge zu feiern!““

Rundschau: 300 Menschen aus der ganzen Welt sind angereist. Wie erleben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unsere Stadt?

Simon: „Ich hoffe natürlich, dass sie sich wohlfühlen. Das Feedback unserer Teams ist bislang aber mehr als positiv – von der ersten Fahrt mit der Schwebebahn über Wuppertaler Lokale und Bars bis hin zu der Unterkunft im Studierendenwohnheim ,Flow‘. Einzig an das bergische Regenwetter mussten sich viele Teams erst einmal gewöhnen – etwa unser Team aus Taiwan.“

Rundschau: Als Mitarbeiterin der Bergischen Universität: Was bedeutet der Solar Decathlon für die Studierenden der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen?

Simon: „Die Studierenden können Teil des Wettbewerbs sein, indem sie kleine Aufgaben übernehmen. Dabei bekommen sie Tuchfühlung zu den Teams und den hier gebauten Häusern. Wir haben aber auch Studierende aus der Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Bergischen Universität dabei, die die Erlebnistage für Schulklassen durchführen. Der Solar Decathlon bietet für alle beteiligten Studierenden eine tolle Möglichkeit, das theoretisch Erlernte praktisch anzuwenden.“

Rundschau: Nachhaltiges Bauen ist das große Überthema des Solar Decathlon. Wie antworten Sie Kritikerinnen und Kritikern, die das Auf- und Abbauen der Häuser als wenig nachhaltig bezeichnen?

Simon: „Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und sofort das Nachfolgeprojekt ,Living Lab NRW‘ auf die Beine gestellt. Acht Gebäude bleiben stehen und werden für mindestens drei Jahre beforscht und weiterhin der Öffentlichkeit präsentiert. Aber auch bei den Gebäuden, die abgebaut werden, gibt es bereits nachhaltige Nutzungen. Manche gehen zurück an den Heimatuni-Campus, andere wiederum zu Forschungseinrichtungen oder sogar zu Privatpersonen, die dann darin wohnen werden.“

Rundschau: Ihr Team hat die vergangenen Jahre, insbesondere in den letzten Wochen, eine Mega-Veranstaltung gestemmt. Wie schließt dieses Kapitel für Sie und Ihr Team?

Einer der zahlreichen Hingucker auf dem Gelände an der Nordbahntrasse. Die Häuser faszinieren nicht nur durch ihre Optik, sondern auch durch die umweltfreundliche Herstellung und intelligente Wohnideen. Pech hatte allerdings das Team aus Schweden, das etwas durch Corona ausgebremst wurde. Viele weitere Bilder gibt es online auf www.wuppertaler-rundschau.de

Foto: Christoph Petersen

Simon: „Nach dem Event starten sofort die Abbauphase und die Vorbereitungen für das ,Living Lab NRW‘. Nach einer kurzen Verschnaufpause werden wir den Wettbewerb und das Event rückblickend betrachten und eine wissenschaftliche Auswertung daraus ziehen. Es bleibt also spannend!“