Postkarten-Aktion beim Junior-Uni-Fest Die Wünsche der Kinder in Wuppertal
Wuppertal · Beim Sommerfest der Junior Uni hatte Rundschau-Redakteurin Nina Bossy – selbst künftige Dozentin – ein Angebot für Kinder und Jugendliche mitgebracht: „Schreibt Euren Wunsch für Wuppertal auf und ich übergebe ihn dem Oberbürgermeister höchstpersönlich.“ Das Versprechen ist eingelöst. Vergangene Woche hat sie Uwe Schneidewind 198 Postkarten in die Hand gedrückt. Und sie natürlich vorher ausgewertet. Hier ihr Fazit der Aktion.
„Herr Schneidewind“, frage ich den Oberbürgermeister in seinem Büro im Barmer Rathaus, mit zwei dicken Stapeln Kritik, Wünschen und Anregungen auf dem Schoß, „was denken Sie, wünschen sich die Kinder dieser Stadt?“
Fünf Tage vorher geht mir genau diese Frage selbst durch den Kopf. Am Brögel ist Sommerfest, ich habe einen Stand, jede Menge Postkarten und ein Plakat dabei: „Mein perfekter Sommer – das wünsche ich mir für Wuppertal.“
Ab 12 Uhr schieben sich die Familien dicht an dicht über das Gelände der Junior Uni, in dem seit 14 Jahren der Geist und die Ideenwelt der Jugend dieser Gesellschaft im Fokus stehen. Kleine Kinder, Schüler, Teenies bleiben bei mir stehen. Alles Wuppertalerinnen und Wuppertaler, ohne Stimmrecht. Heute möchte ich sie für einen Tag mündig machen.
„Ich wünsche mir so sehr eine Ente“, sagt der Sechsjährige und schiebt die Brille hoch. Eine Ente vom Oberbürgermeister? „Genau, eine echte Ente“, präzisiert der Junge, notiert seinen Wunsch in ordentlichen Druckbuchstaben und steckt ihn an meine große Pinnwand. Ich find’s großartig.
Eine Ente, einige Karussells, aber vor allem jede Menge Handfestes, viel Visionäres und Anrührendes notieren Kinder in den kommenden vier Stunden auf den Postkarten.
Ihr größtes Thema: Die mangelnde Sauberkeit im Stadtgebiet. Weniger Kippen, Scherben – 31 Postkarten drehen sich um zu viel Schmutz in der Stadt. Und bitte: mehr Blumen, mehr Bäume, mehr Grün! 24 der Befragten würden ihren freien Wunsch für mehr Umweltschutz investieren. Sieben Kinder wünschen sich Frieden. Acht Befragte endlich das Ende dieser Pandemie.
Geht’s konkreter? Und wie. Ein öffentlicher Trinkbrunnen wird gleich drei Mal aufgeschrieben. Im großen Themenfeld Verkehr notieren die Kinder fein säuberlich die Straßen und Ecken, an denen der Zebrastreifen fehlt oder gerast wird. Apropos: „Warum können die Blitzer nicht auch die Menschen blitzen, die ihre Kippen einfach auf den Bürgersteig schmeißen“, hakt eine Siebenjährige nach. Ich verspreche, ihre Anregung weiterzugeben.
Konkret ist auch, was Wuppertal in Sachen Spielplatz fehlt: Nämlich ein richtiger Wasserspielplatz. Allein 23 Kinder und Jugendliche wünschen sich einen Ort, an dem Wasser zum Spielen spritzt – so wie in Monheim am Rhein oder im Herminghauspark der Nachbarstadt Velbert.
Dass Spielplätze das Top-Thema der Umfrage sind, errät auch der Oberbürgermeister bei der Postkartenübergabe. Wie vielfältig und auch geistreich die Wunsch-Sammlung ist, lässt den Dreifach-Vater staunen. Er schreibt mit, hört zu, verspricht nachzufassen.
„Kann der das?“, fragt ein Mädchen beim Sommerfest, als sie all die Postkarten auf der großen Pinnwand inspiziert. „All unsere Wünsche wahr werden lassen? Nein, das kann er nicht“, antworte ich. „Aber dass eure Ideen nicht verhallen, sondern wahrgenommen und bei zukünftigen Entscheidungen mitgedacht werden, das ist doch ein ganz wichtiger, erster Schritt.“