Initiative Pfandraising — eine pfundige Idee

Wuppertal · Die Erfolgsstory geht weiter — mittlerweile ist aus der Idee "Pfandraising" ein eingetragener Verein geworden. Die Gruppe hat einen fünfstelligen Umsatz gemacht, einen Arbeitsplatz geschaffen und organisiert Deutschkurse für Zuwanderer in Eigenregie.

„Flasche leer“ - was Bayern-Trainer Trappatoni noch erzürnte, sorgt bei Laura Krämling und Lev Nazarov für fröhliche Gesichter.

Foto: Florian Schmitz

Erst im September hatten die Studentin Laura Krämling und Politikwissenschaftler Daniel Lorberg die Idee, aus Pfand Spendengelder zu machen (die Rundschau berichtete). Menschen lassen ihre Pfandflaschen abholen und verzichten auf den Erlös. Die Pfandraiser behalten das Geld aber nicht für sich, sondern nutzen es für wohltätige Zwecke.

Seit 7. Juli heißt die Gruppe offiziell Pfandraising Wuppertal e.V. — Vorsitzende ist die Mitgründerin Racel Bosbach (23), Stellvertreterin Laura Krämling (24). Das Finanzielle hat Lev Nazarov im Blick, der ebenfalls seit Beginn dabei ist. "Als Laura mir von der Idee erzählt hat, wollte ich sofort mitmachen. Ich bin selber Einwanderer und hatte immer den Wunsch, etwas zurückzugeben. Pfandraising ist ein Projekt, bei dem man unmittelbar helfen kann", sagt der 26-Jährige. Mittlerweile haben sich rund 20 weitere aktive Ehrenamtler gefunden, die unter anderem alle 14 Tage mittwochs dabei helfen, die Flaschen abzuholen und zum Getränkemarkt zu bringen. Mit Akzenta hat Pfandraising eine Kooperation geschlossen. Ärger der Händler darüber, dass zu viel Pfandgeld fällig ist, wurde dadurch ausgeschlossen. Zudem flossen zwei größere Spenden der Johannes-Rau-Stiftung und der Stiftung Kalkwerke Oetelshofen. So wurde längst die 10.000-Euro-Marke geknackt.

Und plötzlich ist der Verein schon Arbeitgeber. Ein Minijob wurde geschaffen, um die Deutschkurse für Flüchtlinge zu koordinieren. Die Finanzierung solcher Kurse stand am Anfang der Idee. Und so bietet Pfandraising in Kooperation mit der Uni-Nachhilfe seit Mai in Eigenregie drei Kurse an — einen exklusiv für Frauen —, die von sechs Germanistik-Studenten geleitet werden. Ein sozialer Träger aus Wuppertal hat die Räume bereitgestellt. 36 Teilnehmer haben Platz, die Kurse sind zu 70 Prozent ausgelastet, sagt Lev Nazarov. Auch im Barmer Art-Fabrik-Hotel, das momentan Zug um Zug mit Flüchtlingen belegt wird, sollen in Zukunft Kurse stattfinden.

fandraising unterstützt aber auch immer wieder andere soziale Projekte und Einrichtungen durch Sondersammeltage. Dann geht das Ergebnis einer Sammlung zum Beispiel an den Hospizdienst Pusteblume oder ans Frauenhaus. Und der Verein möchte weiter expandieren. Momentan wird daran gearbeitet, Container herzustellen, die von Studenten des Fachbereichs Industriedesign gestaltet wurden. Die Sammelbehälter können überall aufgestellt werden, wo viele Menschen Pfand spenden wollen. Zum Beispiel im Rathaus (OB Andreas Mucke ist Schirmherr des Vereins) oder bei Firmen wie der Barmenia. Die Container könnten auch als Werbefläche genutzt werden.

Laura Krämling freut sich, dass bislang alle Ziele der Gruppe wahr geworden sind: "Wir haben bis jetzt eigentlich alles erreicht, was wir uns damals vorgenommen hatten. Ich hätte vor allem nicht damit gerechnet, dass so viele Leute mitmachen und uns helfen wollen", sagt die 24-Jährige.