Drei Religionen auf einem Friedhofsgelände

Wuppertal · An der Krummacherstraße gibt es drei Friedhöfe auf einem Gelände — einen evangelischen, einen jüdischen und (voraussichtlich ab Mitte 2018) auch einen muslimischen. Die Rundschau war bei einem Besuch des "Freundeskreises Neue Synagoge" auf dem Areal am Eskesberg mit dabei.

Eine Friedhofsbesichtigung der besonderen Art (hier auf dem jüdischen Teil) gab es jetzt am Eskesberg: Unser Bild zeigt im Vordergrund von links nach rechts Mohamed Abodahab, Stefan Kühn, Leonid Goldberg und Ilka Federschmidt.Foto: Seitz

Foto: Stefan Seitz

1905 ist er entstanden, der evangelisch(-reformierte) Friedhof an der Krummacherstraße. 190.000 Quadratmeter groß ist die waldreiche und wie ein Park gestaltete Anlage, beherbergt Grabstätten vieler historisch bekannter Wuppertaler aus der Vergangenheit der Stadt. Auch Pina Bausch ist hier beerdigt.

2008 überließ die evangelische Kirche der jüdischen Kultusgemeinde eine freie, bisher ungenutzte 25.000-Quadratmeter-Fläche, so dass hier Wuppertals neuer jüdischer Friedhof (mit eigenem Eingang und eigener Trauerhalle) entstehen konnte. Und der reicht, so Leonid Goldberg, Vorsitzender der Kultusgemeinde, "für die nächsten 100 Jahre".

Ebenfalls ein eigenes Begräbnis-Areal an der Krummacherstraße bekommen bald auch Wuppertals Muslime: Die 19.000 Quadratmeter, die ebenfalls der evangelischen Kirche gehören, liegen heute (noch wild bewachsen) hinter einem Zaun jenseits des jüdischen Friedhofs. Zahlreiche Natur- und Umweltschutzgutachten sind fertig — und Mohamed Abodahab, Vorsitzender des Interessenverbandes der 16 muslimischen Gemeinden in Wuppertal, rechnet mit dem Baubeginn Mitte 2017, mit der Eröffnung etwa im April 2018. "Damit sind wir genau im Zeitplan", so Abodahab. "Denn dafür, dass ein Interessenverband wie wir, der keine Kirche und keine Körperschaft des öffentlichen Rechts wie etwa die jüdische Kultusgemeinde ist, einen Friedhof betreiben darf, mussten erst NRW-Gesetze geändert werden."

Die Vorbereitungen für diesen muslimischen Friedhof (ein Landschaftsplaner der Bergischen Uni ist mit im Boot) laufen bereits seit Jahren — und wenn er fertig ist, kann Wuppertal damit eine bundesweite Vorreiterstellung für sich verbuchen.

Nicht nur deswegen nannte Sozialdezernent Stefan Kühn, der Vorsitzender des "Freundeskreises Neue Synagoge" ist, das Gelände an der Krummacher Straße einen "weltweit einzigartigen Ort": Drei eigene Friedhöfe für die drei großen monotheistischen Weltreligionen auf einem Areal in unmittelbarer Nachbarschaft: Das ist erstens praktisch, als auch von hohem Symbolwert.

Beim Besuch mit von der Partie war auch Ilka Federschmidt, Wuppertals evangelische Superintendentin. Sie, Mohamed Abodahab und Leonid Goldberg erklärten die Jenseits- und Beerdigungsvorstellungen ihrer jeweiligen Religionen, erläuterten interessante Details, beschrieben, wie Trauerfeierlichkeiten ablaufen. Und dabei zeigte sich: Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes.

Federschmidt, Goldberg, Abodahab und Kühn waren sich einig: Der ungewöhnliche Drei-Religionen-Friedhof ist sichtbarer Ansporn dafür, "noch mehr zusammenzuwachsen, als wir es hier in Wuppertal ohnehin schon sind."