Interview: Museumsbahn-Vorstand Michael Schumann über den Fahrdraht-Diebstahl Nikolausfahrten finden statt
Wuppertal · Unbekannte haben auf einer Teilstrecke der Bergischen Museumsbahn die Fahrleitung gekappt und mehrere 100 Meter Draht gestohlen. Ohne fremde Hilfe kann der Verein die entstandenen Schäden nicht kompensieren.
Was das für die Vereinsarbeit bedeutet, darüber hat der Vereinsvorsitzende Michael Schumann mit Rundschau-Mitarbeiter Eduard Urssu gesprochen.
Rundschau: Herr Schumann, können Sie schon genauere Angaben zum Vorfall machen?
Schumann: Auf einer Strecke von 450 Metern ist der Fahrdraht gestohlen worden. Das sind insgesamt 900 Meter Kupferleitung mit einem Schrottwert von ungefähr 3.500 Euro. Für uns bedeutet es aber ein Vielfaches an Kosten, diesen Fahrdraht neu zu beschaffen.
Rundschau: In ersten Schätzungen sprachen Sie von 50.000 Euro. Gibt es genauere Zahlen?
Schumann: Die 50.000 Euro stimmen soweit. Das ist zum einen der Fahrdraht, zum anderen ist da aber noch Befestigungsmaterial, das zerstört wurde. Hinzu kommt noch ein Stromabnehmer für den Triebwagen, der nicht mehr zu reparieren ist. Da können wir bestenfalls ein paar Einzelteile abbauen und als Ersatzteile einlagern.
Rundschau: Gibt es denn Hinweise auf die Täter?
Schumann: Nein, gar nichts!
Rundschau: Das war jetzt aber nicht der erste Metall-Diebstahl. Passiert das häufiger?
Schumann: Eigentlich nicht. Zumindest nicht in diesem Maßstab. Vor sechs Wochen sind einige Meter Kupferkabel aus dem Gleisbereich gestohlen worden. Auch am Friedrichshammer, an der gleichen Stelle. Der aktuelle Fall ist aber schon besonders.
Rundschau: Das gestohlene Material ist ja nicht mit einem Kleinwagen abzuholen. Braucht man da ein besonders großes Fahrzeug?
Schumann: Eigentlich nicht. Der Fahrdraht wurde noch an Ort und Stelle klein geschnitten. Das wird nicht anders gelaufen sein können.
Rundschau: Ist der Diebstahl von befestigtem Fahrdraht nicht gefährlich, steht der nicht unter Spannung?
Schumann: Für den Laien ist das sicherlich nicht zu empfehlen. Aber da sind wohl Profis am Werk gewesen, die sich mit solchen Leitungen auskennen. Es wurden selbst bei der Deutschen Bahn Leitungen, die unter 15.000 Volt Spannung stehen, einfach abgeschnitten. Die kennen sich aus, das stellt für die kein großes Problem dar. Mit entsprechendem Werkzeug einmal durchgeschnitten, ist der Draht auch spannungsfrei.
Rundschau: Kann der Verein Bergische Museumsbahn die Kosten der Reparatur und Materialersatz aus eigener Kraft stemmen?
Schumann: Nein. Wir haben unsere sämtlichen finanziellen Ressourcen in den letzten Monaten und Jahren in den Gleisbau gesteckt. Dafür haben wir keine Mark über. Wir müssen jetzt zusehen, wie wir auf anderen Wegen an das Geld beziehungsweise an Sachspenden kommen, die uns jetzt weiterhelfen.
Rundschau: Gefährdet dieser Diebstahl die Existenzgrundlage des Vereins?
Schumann: Wir können ja noch bis zum Friedrichshammer fahren, das werden wir auch tun. Das ist zumindest die halbe Strecke. Vor allem jetzt zu den Nikolausfahrten im Dezember. Wir haben ja von den 700 Plätzen schon über 400 verkauft. Die Organisation, wie wir das machen, die steht schon, das haben wir die Woche schon geklärt. Die Nikolausfahrten finden definitiv statt!