Kindeswohlgefährdungen in Wuppertal gestiegen Misshandlung und sexuelle Gewalt

Wuppertal · Alarmierend: Die Meldungen über sogenannte Kindeswohlgefährdungen in Wuppertal sind im vergangenen Jahr um 22 Prozent von 686 auf 836 gestiegen.

Symbolfoto.

Foto: Rundschau / Simone Bahrmann

Im Jugendhilfeausschuss gab es jetzt einen Kinderschutzbericht des Jugendamtes, der diese — und einige weitere — Zahlen nennt. Jugendamtsleiter Dieter Verst rechnete außerdem hoch, dass die entsprechenden Einsätze seines Teams angesichts des schon jetzt erreichten Standes bei voraussichtlich 900 für das Jahr 2017 liegen werden. Verst: "Das macht uns große Sorgen, und fordert unsere Bezirkssozialdienste total." Schon seit 2010 steigt die Zahl der Meldungen über Kindeswohlgefährdungen stetig — von 540 auf jetzt 836. Passend dazu ist auch die Zahl der Rufbereitschaftseinsätze des Jugendamtes gewachsen.

Was sich zeigt: Wenn das Jugendamt alarmiert wird (vor allem von der Polizei, aber auch von Ordnungsamt, Krankenhäusern, der Feuerwehr oder der Kindernotaufnahme), geht es immer öfter um Mädchen ab dem zwölften Lebensjahr, die Hilfe brauchen — und auch in Obhut genommen (also von ihrer Familie weggebracht werden) müssen. Zusätzliche Erkenntnis: Im Vergleich mit der Vergangenheit werden die Mädchen, die Obhut brauchen, immer jünger. Außerdem: Die überwiegende Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen kennt das Jugendamt schon. In den jeweiligen Familien kommt es immer wieder zu Problemen.

Besonders besorgniserregend: Bei den Meldungen und Einsätzen wegen einer Gefährdung des Kindeswohles geht es sehr oft um ganz kleine Kinder bis zum dritten Lebensjahr. Insgesamt gibt es, so der Bericht, "eine erhebliche Zunahme von Anzeichen körperlicher Misshandlung, Anzeichen für psychische Misshandlung und Anzeichen für sexuelle Gewalt." Bei 53 Prozent aller Rufbereitschaftseinsätze des Jugendamtes lagen nach Auffassung der Experten dringende Kindeswohlgefährdungen vor. Und: Bei allen Gefährdungslagen, zu denen das Jugendamt "ausrücken" musste, liegt der Osten der Stadt klar vor dem Westen.

Zu den Zahlen des Berichtes passt auch die juristische Entwicklung: 2015 hat das Jugendamt 163 Mal das Familiengericht eingeschaltet — 2016 ist es in 191 Fällen dazu gekommen.

Die Gründe? Dieter Verst: "Wir wissen nicht, woran es liegt. Es scheint, dass viele Eltern meinen, ihre Kinder nicht mehr selbst erziehen zu müssen..."