Interview: Der Bergische „Christopher Street Day“ (CSD) "Kopf und Herz erreichen"
Zum ersten Mal steigt der "Christopher Street Day" am Samstag (13. Juni 2015) von 13 bis 22 Uhr auf dem Johannes-Rau-Platz. Rundschau-Redakteur Stefan Seitz sprach mit Anne Simon vom Verein "Wupperpride", der sich für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle einsetzt.
Was steht auf dem Programm beim lokalen CSD?
Anne Simon: Eine bunte Mischung, mit der wir Kopf und Herz erreichen wollen. Es gibt viel Live-Musik, Feuershow und Feuerwerk. "Stehplatz 14" aus dem "Anyway" Köln, dem größten Jugendzentrum für lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche in Europa, hat ihren ersten CSD-Auftritt in Wuppertal. "Apito Fiasko" und "Ensemble Noisten" spielen, es gibt Infostände und ein Podium mit den OB-Kandidaten Mucke, Böth und Werner sowie NRW-Sozialminister Guntram Schneider. Nur OB Peter Jung ist leider nicht dabei ...
Also keine reine bunte Party, wie man das aus Köln kennt?
Anne Simon: Eine Party allein bewegt nichts. Es geht uns darum, das Thema "Vielfalt" zu transportieren, an die gerade wieder sehr erfolgreich gelaufenen "SchwulLesBischen Kulturtage" anzuknüpfen und zu zeigen, dass in den vergangenen Jahren einiges erreicht wurde, aber noch viel zu tun bleibt.
Zum Beispiel?
Anne Simon: Ende der 70er gab es in Wuppertal ein buntes schwul-lesbisches Leben mit Gastronomie und regelmäßigen Festen. Heute spielt sich alles nur noch in Düsseldorf oder Köln ab. Es gibt keine festen Anlaufstellen für lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche. "Du schwule Sau" ist in Schulen ein gängiges Schimpfwort. Das darf nicht so bleiben.
Wie sieht das gesellschaftliche Umfeld heute aus?
Anne Simon: In Wuppertal gibt es schätzungsweise zwischen 17.500 und 35.000 lesbische und schwule Menschen. Das sind fünf bis zehn Prozent unserer Einwohner. Der NRW-Aktionsplan für Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt wurde von der rot-grünen Landesregierung 2010 in Kraft gesetzt. Um diesen Plan in Wuppertal für Lesben und Schwule in jedem Alter umzusetzen, brauchen wir weiterhin Geduld. Da steckt gerade in den Bereichen Jugendarbeit und Quartiersentwicklung noch viel Arbeit drin.
Was wurde schon erreicht?
Anne Simon: Wir freuen uns über erste Erfolge etwa in Zusammenarbeit mit dem Dezernat Soziales. Die Gruppe "Immer dabei. Ältere Lesben und Schwule in Wuppertal" trifft sich regelmäßig im Nachbarschaftsheim. "Wupperpride" ist seit 2012 im Seniorennetz und seit Anfang des Jahres mit beratender Stimme im Seniorenbeirat. Bald soll der "Runde Tisch gleichgeschlechtliche Lebensweisen" nach über zehn Jahren wieder zusammenkommen.
Und die Zukunft?
Anne Simon: Ich habe einen Traum für Wuppertal: Alle können diskriminierungsfrei leben und bekommen die Unterstützung, die sie gerade zum Leben brauchen, zum Beispiel Coming-out-Beratung oder einen ambulanten Pflegedienst, der kultursensibel arbeitet. Ein gelungener, bunter und fröhlicher CSD ist ein wichtiges Signal. Wir laden alle herzlich dazu ein!