Drei Fragen an Julia Bottler („Vorbildhafte Unternehmerin“) „Einfach gemacht“

Wuppertal · Seit acht Jahren betreibt Julia Bottler die „La petit Confiserie“ auf dem Ölberg. Im Wettbewerb „Women and Work 2020“ des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Bergisches Städtedreieck wurde die 35-Jährige jetzt als „vorbildhafte Unternehmerin“ ausgezeichnet. Redakteurin Hannah Florian sprach mit der Konditormeisterin über ihre Nominierung als „Frau mit Profil“.

Julia Bottler von der „La petit Confiserie“, ausgezeichnet als „vorbildhafte Unternehmerin“, mit Oberbürgermeister Andreas Mucke.

Foto: Antje Zeis-Loi

Rundschau: Frau Bottler, was macht Sie Ihrer Meinung nach zu einer „vorbildhaften Unternehmerin“?

Bottler: „Ich muss sagen, als der Anruf kam, war ich erstmal sprachlos. Für mich ist ganz vieles, was ich im Café umsetzte, selbstverständlich. Zum Beispiel, dass ich eine Teilzeitausbildung anbiete, weil eine meiner Auszubildenden schon zwei Kinder hat. Oder dass ich jemanden aus den Behindertenwerkstätten in Mettmann beschäftige und somit einen inklusiven Betrieb führe. Ich habe mir Inklusion nicht auf die Fahne geschrieben, es passte einfach. Wichtig sind mir flache Hierarchien. Jeder lernt von jedem, auch ich lerne immer weiter.“

Rundschau: Sie sind selbst vor kurzem Mutter geworden. Wie managen Sie Ihren Arbeitsalltag, was ist dabei die größte Herausforderung?

Bottler: „Die größte Herausforderung ist, dass das Kind nicht zu kurz kommt, aber die Arbeit auch nicht. Wichtig ist, dass das Team mithilft und Verständnis zeigt. Ich werde ganz toll in der Kinderbetreuung unterstützt. Im Moment ist meine Tochter immer dabei, und wenn ich gerade beide Hände voll zu tun habe, nimmt mir irgendwer die Kleine ab und beschäftigt sie. Ich war nicht lange raus und hatte vor dem ersten Arbeitstag Angst, dass ich das nicht schaffe. Aber es hat trotzdem geklappt, nur eben nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Trotzdem ist es fast eine Art Luxus, dass ich sie immer bei mir haben kann, auch im Berufsalltag. Das können viele andere Mütter nicht.“

Rundschau: 2012 haben Sie sich mit einem eigenen Café selbstständig gemacht. Welchen Ratschlag würden Sie Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Bottler: „Das finde ich eine schwierige Frage. Ich habe es einfach gemacht, heute hätte ich viel mehr Angst davor als damals. Einen Tipp kann ich geben: Man braucht gute Freunde und Menschen, die einen unterstützen. Man sollte Hilfe in jedem Fall annehmen und den Schritt einfach wagen, auch oder gerade als Frau. Und das Schöne ist: Man kann alles so machen, wie man es möchte.“