Der Niedergang der einstigen Vergnügungsmeile Gathe: "Kriminogener Großraum"
Wuppertal · Dass bei einer Schlägerei das Schaufenster ihres Ladens zu Bruch ging, ist für Günther und André Strassburger "nur" eine böse Begleiterscheinung der Entwicklung an der Gathe. Eine subjektive Bestandsaufnahme.
"Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurde ein 31-Jähriger von fünf bis sechs alkoholisierten Personen aus bislang ungeklärter Ursache angegriffen und geschlagen. Wobei die Angreifer, die jetzt gesucht werden, den Mann in die Scheibe eines Geschäftes stießen", so die Polizei zu dem Vorfall, der sich Samstag, 1. Oktober, gegen 22 Uhr an der Gathe in Höhe Hausnummer 47 bis 49 ereignete.
Genau dort, wo das Unternehmen "Elektro Strassburger" seinen Sitz hat. Vor über 50 Jahren von Günther Strassburger eröffnet und heute von Sohn André geführt, sehen beide die zerbrochene Scheibe, deren Reparatur mit 6.500 Euro zu Buche schlägt, auch als Indiz für den stetigen Niedergang der Straße. Einst war sie die Elberfelder Vergnügungsmeile schlechthin.
Günther Strassburger erinnert sich: "Als ich hier angefangen habe, gab es nette Cafés, Restaurants, Kneipen, einige Familienbetriebe. Die Menschen gingen hier gerne einkaufen und spazieren. Doch seit etwa zehn Jahren verbreiten immer mehr zwielichtige Zeitgenossen eine Aura von Ärger und Schrecken. Wenn ich montags zum Geschäft komme, ist der Bereich vor der Eingangstür regelmäßig ,dekoriert' mit zerbrochenen Bierflaschen, Blutlachen und sonstigem Müll. Mehr brauche ich zum Verlauf der Wochenenden wohl nicht zu sagen", ärgert sich der Senior.
Werktags ist es nicht viel besser. "Hier befindet sich ja auch der so genannte 'Arbeiterstrich'. Da stehen schon mal, gerade hier im Bereich der Bushaltestelle, eine Menge Männer, die darauf warten, für einen oder mehrere Tage angeworben zu werden. Die machen keinen Platz, wenn eine Mutter mit Kinderwagen vorbei will, reagieren aggressiv, wenn man sie darauf anspricht, sich etwas höflicher zu verhalten. ,Halt die Fresse, du Sohn einer Hure' ist eine der Standardantworten, die dann kommen", berichtet André Strassburger. Und davon, welche Konsequenzen damit noch verbunden sind: "Da wird frech in unserer Einfahrt geparkt. Und die Laufkundschaft bleibt aus mit der Erklärung: 'Nein, da traue ich mich nicht mehr hin'".
Obwohl ihnen die Umstände übel aufstoßen, den Standort aufzugeben, kommt nicht infrage: "Hier ist unser Platz und das wird sich so schnell nicht ändern", sagen sie. In der Hoffnung, dass sich die Situation zum Positiven ändert.
Doch die skizziert Anja Meis von der Pressestelle der Polizei so: "Die Örtlichkeit Gathe ist bereits jahrzehntelang ein kriminogener Großraum, an dem Straftaten unterschiedlichster Art begangen werden und an dem sich weitere Straftäter unterschiedlichster Couleur aufhalten, um Taten zu verabreden." Die Polizei hat das Gebiet stets im Blick. Während die Verantwortlichen für Stadtentwicklung die Gathe offensichtlich aus den Augen verloren haben ...
Denn wie sonst wäre die anhaltend negative Entwicklung der Straße insgesamt zu erklären?