Kinderschutzbund Ganz schön kompliziert...

Wuppertal · 25 Kinder bekommen an der Schloßbleiche ein Mittagessen. Seit kurzem muss der Verein dafür selbst aufkommen. Der Vorsitzende findet: Das passt nicht zu einer Stadt, die sich gegen Armut stark macht.

25 Kinder bekommen beim Kinderschutzbund an der Schloßbleiche ein Mittagessen.

Foto: Atamari (Own Work) / CC BY-SA 4.0

Manchmal ist Gutes tun gar nicht so leicht. Vor allem, wer viel tun möchte, der muss sich an ein komplexes Zusammenspiel aus Regeln und Gesetzen halten. Die Wuppertaler Tafel hat festgestellt, solchen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Deshalb hat sie die Vergabe von warmen Mahlzeiten nun eingeschränkt. Für den Kinderschutzbund bedeutet das, dass für rund 25 Kinder das tägliche Mittagessen nicht mehr gesichert ist.

"Die Tafel trifft keine Schuld", stellt Kinderschutzbund-Vorsitzender Rainer Huß direkt klar. Vor einigen Wochen hatte ihn der Vorsitzende der Tafel Wolfgang Nielsen angerufen und ihm mitgeteilt, dass das Essen für den Kinderschutzbund künftig nicht mehr aus der Küche der Tafel kommen könne. Denn bei einer Kontrolle des Lebensmittelüberwachungsamts sei eine seit Jahren geltende EU-Verordnung zur Sprache gekommen. Und die besagt, dass Organisationen, die mehr als ein Drittel ihrer selbst gekochten Mahlzeiten ausliefern, ein eingetragenes Gewerbe sein müssen.

"Dann würden wir unsere Gemeinnützigkeit verlieren", sagt Nielsen, der daraufhin entschied, mit den Fahrten an die sogenannte Platte nur noch das nötigste Angebot aufrecht zu erhalten.
Rainer Huß versteht das. Verständnislos mache ihn, dass so ein Dilemma durch Verordnungen überhaupt entstehen kann. "Da geht es um sozialschwache Kinder und ihre einzige warme Mahlzeit am Tag", betont der Kinderschutzbund-Vorsitzende. Bei der Stadt habe man ihm daraufhin entgegnet, die Kinder sollten doch in der Schule zu Mittag essen. "Aber sie tun es aus diversen Gründen nicht. Und wir können sie doch nicht auf einmal wegschicken."

Um den rund 25 Kindern weiter täglich eine warmes Essen geben zu können, lässt der Kinderschutzbund nun Essen kommen, für das er selbst pro Mahlzeit 3 Euro zahlt. In Sozialdezernent Stefan Kühn habe man schließlich einen verständnisvollen Ansprechpartner der Verwaltung gefunden, der sich um Spender bemüht habe. "Das Essen ist bis nächstes Jahr gesichert", sagt Huß. Der Kinderschutzbund sei für diese schnelle Lösung dankbar, aber eine große Verständnislosigkeit bliebe: "Wie kann es sein, dass eine Stadt ein Bündnis gegen Armut ausruft und gleichzeitig so etwas zulässt?"