Pfarrerin Friedrike Slupina-Beck Erdbebenhilfe mit Herz und Hand
Wuppertal · Tägliche Telefonate, Spenden und Gebete: Seit dem Erdbeben in Syrien ist die Wuppertaler Pfarrerin Friedrike Slupina-Beck in engem Austausch mit Pfarrer Haroutune Selimian von der Bethelgemeinde in Aleppo.
Ihre Gemeinde hat eine enge Beziehung zur Bethelgemeinde. Wie geht es den Menschen dort eine Woche nach dem schlimmen Erdbeben?
Slupina-Beck: „Etwa 1.000 Menschen werden inzwischen von der Gemeinde mit allem Lebensnotwendigen wie Essen, Hygieneartikeln, Decken und Medikamenten versorgt. Viele haben in der Bethelkirche, dem Medizinzentrum und der Schule der Gemeinde ein Dach über dem Kopf gefunden. Die Gebäude sind zwar beschädigt, aber nicht eingestürzt. Sie wurden vor einigen Jahren mit Geldern des Gustav-Adolf-Werkes erdbebensicher saniert. Dieses Engagement unter dem Motto ,Diaspora braucht Dächer‘ erweist sich jetzt als großes Glück.
Viele Menschen in unserer Region wollen helfen. Was können wir tun?
Slupina-Beck: „Bitte keine Sachspenden sammeln und selbst in die Grenzregion bringen, sondern für die Gemeinden des Gustav-Adolf-Werkes spenden! Pfarrer Enno Haaks vom Gustav-Adolf-Werk hat erzählt, dass bereits 15.000 Euro in Aleppo angekommen sind. Die rheinische Kirche stellt 30.000 Euro an Spenden zur Verfügung. Es gibt keinen Geldtransfer nach Syrien, so dass das Geld über Beirut dorthin gebracht wird. Damit kaufen unsere Partner in den umliegenden Städten, die nicht zerstört wurden, alles Lebensnotwendige ein. Besonders schlimm für die Menschen ist die Kälte, so dass neben Decken und warmer Kleidung auch Dieselöl für Strom und Gas zum Heizen und Kochen besorgt werden muss.“
Wir hören und sehen in den täglichen Nachrichten, wie verzweifelt die Menschen sind. Wie geht die Bethelgemeinde damit um?
Slupina-Beck: „Zu Pfarrer Haroutune Selimian haben wir eine Verbindung durch regelmäßige Telefonate und WhatsApp-Nachrichten. Wir sind zutiefst beeindruckt, mit welcher Stärke und Ausdauer er jetzt bei den Menschen ist, die schon im Krieg so viel gelitten haben. Letzten Samstag habe ich ihm eine Nachricht mit dem Bibelwort ,Gott ist unsere Zuversicht und Stärke‘ geschickt. Über diesen Psalm hat er direkt am Sonntag gepredigt und seiner Gemeinde damit Mut gemacht. Sie braucht gerade ganz viel Trost. Und es stärkt viele, dass wir in Deutschland für sie beten, spenden und Anteil nehmen. Die Menschen brauchen unsere finanzielle und geistliche Unterstützung.“
Wie ist die enge Verbindung Ihrer Gemeinde zur Bethelgemeinde entstanden?
Slupina-Beck: „Als Synodalbeauftragte unseres Kirchenkreises für das Gustav-Adolf-Werk habe ich 2019 Pfarrer Haroutune Selimian in unsere Kirchengemeinde eingeladen. Dort hat er bei allen – von den Konfis bis zu den Senior:innen – großen Eindruck hinterlassen. Er ist ja bewusst im durch den Krieg stark zerstörten und umkämpften Aleppo geblieben, weil er dort seinen Platz als Pfarrer sieht. Für sein Engagement hat er 2017 den Friedenspreis der Stadt Dresden erhalten. Haroutune Selimian ist ein zupackender und zuversichtlicher Mensch, der die Hoffnung auf Frieden nicht aufgibt. Jeden Tag klingelt mein Telefon, und Mitglieder meiner Gemeinde, aber auch viele andere Leute aus dem ganzen Bergischen Land erkundigen sich danach, wie es ihm und seiner Gemeinde in Aleppo geht. Sie fragen, wie sie jetzt sinnvoll unterstützen können.“
Und Sie raten zu Spenden.
Slupina-Beck: „Spenden und Gebete helfen. Aber ich übermittele auch die vielen Grüße und die starke Anteilnahme. Wir werden kommenden Mittwoch (22. Februar) unsere monatliche Veranstaltungsreihe ,Literaturcafé im GAW‘ zur Benefizveranstaltung machen. In dieser Reihe, die um 15 Uhr im Gemeindehaus stattfindet, stellen wir immer ein GAW-Projekt vor. Dazu gibt es Musik mit Jens-Peter Enk am Flügel und Lesungen, Kaffee und Kuchen. Ich rechne damit, dass diesmal deutlich mehr Gäste kommen als üblich und auch unsere Spendenbox sehr viel voller sein wird.“