Tacheles und Paritätischer Energiekosten: Aufklärung und Unterstützung
Wuppertal · Angesichts stark steigender Energiekosten haben der Wuppertaler Erwerbslosenverein Tacheles und der Paritätische Wohlfahrtsverband am Montag (7. November 2022) die bundesweite Kampagne „Energie-Hilfe“ gestartet. Damit sollen Menschen über ihre Rechte auf behördliche Übernahme von Energiekosten aufgeklärt werden sollen.
Im Zentrum der Kampagne steht die Webseite www.energie-hilfe.org, die Betroffene hoher Energiekosten umfangreich über ihre sozialrechtlichen Ansprüche informiert und Musteranträge zur Verfügung stellt. Außerdem wurden Flyer und Plakate gedruckt, die von Sozialeinrichtungen in Wuppertal und bundesweit verteilt werden, um auf die Kampagne aufmerksam zu machen.
„Immer mehr Menschen sind durch Inflation und gestiegene Energiekosten wirtschaftlich in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Und selbst diejenigen, die über gesicherte Einkünfte verfügen, werden die horrenden Energie- und Betriebskostenabrechnungen mit ihrem Einkommen nicht in Gänze zahlen können“, so die Initiatoren. Die Kampagne weist darauf hin, dass diese Kosten in vielen Fällen zumindest teilweise durch das Jobcenter oder Sozialamt übernommen werden können.
„Auch eine Reihe Menschen mit geringem Einkommen, wie Rentnerinnen und Rentner, Wohngeld- und Kinderzuschlagbeziehende oder Auszubildende haben diese Ansprüche, nur wissen sie dies häufig nicht“, so Harald Thomé, Vorstand des Sozialhilfevereins Tacheles aus Wuppertal.
Die zentrale Information für Menschen, die nicht im Leistungsbezug stehen, ist, dass sie potenziell Leistungsansprüche haben. Sie müssen ihren Übernahmeantrag im Monat der Fälligkeit einer Forderung stellen. Erfolgt dieser Antrag zu spät, entfällt der Übernahmeanspruch durch die Behörden ganz oder teilweise. „Diese Kampagne ist notwendig, da in den staatlichen Hilfen die Interessen armer Menschen nicht ausreichend berücksichtigen werden. Die aktuelle
Meldung, dass sich die Anzahl der Menschen, die Tafeln nutzen, in diesem Jahr nahezu verdoppelt hat, sollte ein deutliches Warnsignal sein“, so Thomé .
Auf lokaler Ebene sei insbesondere zu kritisieren, „dass das Jobcenter Wuppertal noch nicht einmal den mit dem Land NRW herausgegebenen ,Kurzantrag‘ für Energiehilfen verwendet und stattdessen der weit über 20 Seiten umfassende Hauptantrag ausgefüllt werden muss“. Thomé: „Mit Bürgerfreundlichkeit hat diese Verfahrensweise nichts zu tun.“ Die Verfahrensweise lasse die Aussage von Jobcenter-Chef Thomas Lenz „Die Heizkosten sind kein Problem, die werden übernommen“ in einem anderen Licht erscheinen.
Auch stelle sich die Frage, warum Tacheles in den vergangenen Wochen vermehrt Beratungsfälle habe betreuen müssen, „bei denen Menschen, die sich mit einer erhöhten Nebenkostenabrechnung an das Jobcenter gewandt haben, von den Sachbearbeiterinnen und -arbeitern abgewiesen und an die örtliche Wohngeldstelle verwiesen wurden, die ebenfalls enorm überlastet und in diesen Fällen ohnehin nicht zuständig ist“.
„Trotz Doppelwumms wird es viele Menschen geben, die ihre Energierechnungen nicht mehr zahlen können”, warnt Werner Hesse, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. „Die Website energie-hilfe.org leistet konkrete Hilfe, indem sie Betroffene über ihre Ansprüche aufklärt und die Antragstellung erleichtert.“
Thomé: „Mit dieser Kampagne richten wir uns insbesondere auch an die Menschen, die ihre hohen Energiekosten mit ihrem Einkommen nicht mehr bezahlen können und deshalb einen Anspruch auf zumindest teilweise Übernahme der Kosten haben. Anspruchsberechtigte, wie Erwerbstätige, Rentner*innen, Wohngeldbeziehende oder Auszubildende, müssen zur Wahrung ihrer Ansprüche jetzt schnell Anträge stellen. Für sie sind schnelle Aufklärung und Hilfe jetzt wichtig, nicht erst im nächsten Jahr!“