Ein Jahr mit der Stadt verhandelt — brotlos!
Wuppertal · Zehn Jahre lang sorgte die Bäckerei Schüren auf dem Neumarkt für hochwertigen Backgenuss. Ende des Monats ist damit Schluss. Der Grund: Die Stadtverwaltung erteilt ihr keine Ausnahmegenehmigung, außerhalb des morgendlichen Zeitfensters frische Ware anzuliefern.
"Wir backen noch nach alter Tradition", sagt Roland Schüren. "Erst das Brot, dann Brötchen und zum Schluss den Kuchen, damit die empfindlichen Waren auch am frischsten sind." Das bedeutet: Eine Lieferung von der Backstube in Hilden zum Verkaufswagen auf dem Wuppertaler Neumarkt erfolgt immer erst um die Mittagszeit — also außerhalb der regulären Lieferzeit, die um 10 Uhr morgens endet. Ein Jahr lang verhandelte Schüren mit der Stadt, um eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten — vergeblich. Auch die Wirtschaftsförderung hatte versucht zu vermitteln — ebenfalls vergeblich.
Währenddessen kassierte Schüren regelmäßig Knöllchen. "Man hat schon sehr intensiv kontrolliert", so der Inhaber der Bäckerei, die rund 18 Filialen zwischen Haan, Düsseldorf, Solingen und Wuppertal betreibt. Schließlich nahm Roland Schüren die Backwaren aus dem Sortiment, die erst später fertig werden. "Das haben wir dann am Umsatz gespürt." Verstehen kann der gelernte Bäckermeister und Diplom-Betriebswirt das Verhalten der Stadt nicht. "Wir stehen mit unserem Wagen auch in anderen Fußgängerzonen, da gibt es keinerlei Probleme."
Bei der Stadt verweist man im Fall Schüren auf die Gleichbehandlung. "Wenn wir permanent Ausnahmegenehmigungen erteilen, konterkarieren wir damit ja die Idee der Fußgängerzone", erklärt Ulrike Schmidt-Kessler vom Presseamt die Haltung der Verwaltung. Statt dessen regt sie an: "Wie wäre es, wenn Herr Schüren einfach mal kreativ denkt, statt gleich die Segel zu streichen?"