Die Stadt bleibt „eckig“
Wuppertal · Die Debatte um Rechteck- oder Rundbogenfenster am zukünftigen Hauptbahnhof wurde jetzt auch in der Döppersberg-Kommission geführt.
Gegenstand der Diskussion ist derjenige Teil der Döppersberg-Fassade, der früher vom Drogeriemarkt-Vorbau verdeckt war — also sozusagen das Erdgeschoss des Gebäudes. Dieser Bereich wird in Zukunft wieder weithin sichtbar sein. Als der Hauptbahnhof in den 1840er Jahren gebaut wurde, gab's hier Rundbogen-, in den Etagen darüber Rechteckfenster. Schon um 1900 begannen (Vorbau-)Veränderungen am Bahnhof — und die Rundbögen verschwanden.
Jetzt ist geplant, vor das komplette "Erdgeschoss" eine etwa sieben Zentimeter dicke Steinfassade zu hängen, in die Fenster (und zwar eckige) eingefräst werden, die allerdings keine echte Fensterfunktion haben werden. Zum Einsatz kommen sollen Aluminiumflächen: Hindurchsehen können wird man nicht, denn hinter den "Fenstern" liegt Mauerwerk.
Die Aufträge für die Herstellung dieser vorgehängten Fassade hat die Stadt (nach dem Döppersberg-Gesamtratsbeschluss) bereits komplett vergeben. Bei Veränderungen stünden, so die Verwaltung, Mehrkosten von zwischen 200.000 und 800.000 Euro im Raum. Wegen Statikfragen, und weil die Baufirma ganz neu planen müsse. Außerdem, so Bau-Dezernent Frank Meyer: "Die Bahn, der das Gebäude gehört, lehnt den Einbau von Rundbogenfenstern rundheraus ab." Das habe die Bahn der Stadt schriftlich mitgeteilt. Döppersberg-Projektleiter Udo Lauersdorf ergänzte: "Um Veränderungen schadenfrei einzuplanen, ist es jetzt schon zu spät."
Während der Denkmalschutz weder der einen, noch der anderen Fenstervariante den Vorzug gibt, hat sich eine Interessensgruppe um den Architekten Will Baltzer und den Bergischen Geschichtsverein gebildet, die eindeutig für Rundbogenfenster votiert: Damit könne man an das klassizistische Döppersberg-Urgesicht anknüpfen, währen nur eckige Fenster "fatal an die Machtarchitektur der NS-Zeit" erinnerten.
Markus Rathke, der für den Bund Deutscher Architekten (BDA) in der Döppersberg-Kommission sitzt, bezweifelte die städtischen Mehrkostenzahlen, und forderte die Verwaltung auf, mit dem Bauunternehmer nochmals in Verhandlungen einzusteigen. Das sei aus seiner Erfahrung als Architekt "durchaus möglich".
Trotzdem: Die Stadt bleibt "eckig", sprich hart. Dezernent Meyer: "Es gibt einen Döppersberg-Ratsbeschluss, in dem die eckigen Fenster enthalten sind. Wir sehen deswegen keine Veranlassung, nochmals neu zu planen. Dafür gibt es keine Geschäftsgrundlage." SPD und CDU sind gemeinsam auf dieser Linie. Klaus Jürgen Reese für die Sozialdemokraten: "Unter den bekannten Voraussetzungen wäre es für meine Fraktion fahrlässig, diese Diskussion fortzusetzen."
Kantig präsentierte sich auch FDP-Sprecher Alexander Schmidt: Seine Partei kann mit beiden Fenstervarianten leben, lobt außerdem die Rundbogen-Initiative — geht aber heftig mit den Linken ins Gericht. Die stehen auf der Rundbogen-Seite — trotz eventuell höherer Baukosten. Schmidt in der Kommission: "Die Linke, die stets gegen jeden Euro mehr für den neuen Döppersberg war, spielt sich nun als Retterin der schönen Optik auf. Das ist reine Show, das kann ich so nicht durchgehen lassen."