Digitalisierung der Daten Das Stadtarchiv und die „FamilySearch“
Wuppertal · Ein Großteil der Daten des Wuppertaler Stadtarchivs wird digitalisiert. Dass das Projekt von „FamilySearch“, einer Non-Profit-Organisation der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, finanziert und durchgeführt wird, hat viele Leser beschäftigt. Die Rundschau nochmals mit dem Leiter des Stadtarchivs sowie einem Mitarbeiter der „FamilySearch“ gesprochen.
Das Stadtarchiv öffnet seine Tür – und zwei Mitarbeiter der „FamilySearch International“, einer gemeinnützigen Einrichtung für Familiengeschichte und Genealogie, scannen Seite für Seite. Eine Kooperation, wie sie viele Archive mit dieser Organisation eingehen. Im Rundschau-Interview sprach Stadtarchiv-Leiter Thorsten Dette von einer Win-Win-Situation. Was ist aber der Gewinn für das Unternehmen?
„FamilySearch International“ gehört zu der oft als Mormonen bezeichneten „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, die auch in Wuppertal eine Gemeinde hat und in ganz Deutschland rund 40.000 Mitglieder zählt. Familien zusammenzuführen und Familienbande auch nach dem Tod zu pflegen, gehöre zu einem wichtigen spirituellen Pfeiler der Gemeinschaft.
Die Mitglieder forschen nach ihren Ahnen – und lassen sie auch in einem Tempel nachträglich taufen und vor Gott verheirateten. „Wir glauben, dass wir ihnen so im Jenseits ein Angebot machen. Auch Verstorbene könnten sich dem aber noch verweigern“, erklärt Thomas Hengst, der als „Field Relations Manager Central Europe“ bei der „FamilySearch International“ angestellt ist.
Bei den nachträglichen Taufen handele es sich aber nur um einen spirituellen Vorgang ohne jede administrative Funktion. Das bestätigt auch Thorsten Dette. „Die ‚FamilySearch’ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Familien zusammenzuführen. Umtaufungen und Namensänderungen sind offiziell gar nicht möglich, das kann nur das Standesamt.“
Das kostenfreie Mega-Archiv nutzen die Mitglieder für ihre Familienforschung genauso wie Menschen aus der ganzen Welt, um ihre Familiengeschichte zu ergründen. Finanziert werden die Plattform und die Einspeisung neuer Daten durch Spenden der Mitglieder, denn die meisten geben zehn Prozent ihres Einkommens an die Kirche.
„Wer unseren Glauben hat, für den ist die Segnung der verstorbenen Angehörigen in einem Tempel eine sehr schöne Erfahrung“, sagt Thomas Hengst. Für die, die nicht daran glauben, sei dies bedeutungslos.