Trauer "Das schreiben Sie jetzt bitte nicht...“

Wuppertal · Ein Nachruf auf den Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Peter Hintze.

Foto: Stella von Saldern

Welch eine Wandlung. Als Peter Hintze als CDU-Generalsekretär 1994 die Rote-Socken-Kampagne erfand, hatte die gesamte deutsche Linke in dem verblüffend angriffslustigen Pfarrer einen bösen Buben ausgemacht. Als er jetzt 66-jährig an seinem Krebsleiden verstarb, gab es jedoch neben all den Trauerbekundungen von Christdemokraten auch aus dem "roten" Lager aufrichtige Worte der Betroffenheit und der Wertschätzung. Dafür gab es gute Gründe.

Seine politischen Überzeugungen trugen häufig liberale Züge, im öffentlichen Diskurs war er immer ein interessierter Zuhörer, der lieber überzeugte als übertönte und im Umgang mit anderen Parlamentariern war ihm nicht selten die Persönlichkeit wichtiger als das Parteibuch. Das zeigte sich unter anderem bei den offenen Bundestags-Abstimmungen zur Präimplantationsdiagnostik und zur Sterbehilfe, für die er entscheidende Akzente setzte.

Das galt aber auch bei Themen, die für seinen Wuppertaler Wahlkreis von Belang war. Er öffnete Türen, wo er konnte — das funktionierte bei den Kommunalfinanzen nicht ganz so erfolgreich wie bei seinem Einsatz für das Tanzzentrum im Schauspielhaus, dem nun ein wichtiger Fürsprecher fehlen wird. Hintze war kein Wuppertaler, aber er war einer geworden. Seit 1990 hatte er den Wuppertaler Wahlkreis für die CDU zu erobern versucht — obwohl es nie gelang, nahm er doch die Arbeit an der Wuppertaler Basis ernst, kannte auch die (Schwächen und Vorzüge) von Parteistrategen aus der zweiten Reihe und tauchte bei zahlreichen kleinen Veranstaltungen auf, egal, ob gerade eine Wahl anstand oder nicht ...

Ich habe in privaten und beruflichen Unterhaltungen oft ein ganz anderes Bild von Peter Hintze gezeichnet, als das über die zahlreichen Fernsehauftritten vermittelte, in denen er über Jahre recht verbissen wirkte. In Wirklichkeit nutzte er gerne die Gelegenheit, sich zunächst mit seinem Gegenüber über die Medienlandschaft oder lokale Geschehnisse auszutauschen. Darüber hinaus war er ein verbindlicher, überaus zugänglicher Gesprächspartner, der unverkrampft aus dem Innern des Bonner, später Berliner Politzirkus berichten konnte. Es kam vor, dass man vor lauter vertraulichen Auskünften ("Das schreiben Sie aber jetzt bitte nicht...") kaum wusste, wie man den Artikel füllen sollte.

Zuletzt traf ich Peter Hintze auf dem Nominierungsparteitag für die Landtagswahlen im Sommer. Er wirkte gesundheitlich gleichermaßen angegriffen wie kampfbereit. "Ich mache keine langen Pläne mehr", beschied er meine Frage nach einer Bundestagskandidatur. Aber er ziehe immer noch viel Kraft aus dem Bemühen, für seinen Sohn da zu sein. In der Nacht zu Sonntag waren diese Reserven aufgebraucht.