Bergische Uni Wuppertaler Mathematiker erhalten 650.000 Euro
Wuppertal · Wie hat sich die Mathematik in Deutschland zwischen den Jahren 1920 und 1960 unter dem Eindruck politischer Umbrüche entwickelt? Dieser zentralen Frage gehen die beiden Professoren Dr. Volker Remmert und Dr. Thomas Heinze an der Bergischen Universität Wuppertal in einem gemeinsamen neuen Projekt nach. Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten sie dafür insgesamt 650.000 Euro Förderung.
Die Weimarer Zeit, der Nationalsozialismus sowie die Nachkriegszeit stecken den zeitlichen Rahmen für das am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung (IZWT) angesiedelte Vorhaben, in dem die Wissenschaftler analysieren, wer wann und wo, mit wem und zu welchen Themen sowie in welchen Gebieten der Mathematik gearbeitet hat.
„Auf diese Weise lassen sich sowohl verschiedene Forschungsfelder innerhalb der Wissenschaftsdisziplin als auch der Einsatz der Mathematik als disziplinübergreifende Ressource, insbesondere in der Kriegs- und Rüstungsforschung, aufzeigen“, erklärt Prof. Remmert, Leiter des IZWT.
Zu den forschungsleitenden Hypothesen zählt zum Beispiel die Annahme, dass im Nationalsozialismus abstrakte Teilgebiete der Mathematik durch „kriegsrelevante“ Gebiete ersetzt worden seien und eine gezielte finanzielle Förderung anwendungsorientierter Gebiete stattgefunden habe. Ziel ist es zudem, eine detaillierte wissenschaftshistorische und wissenschaftssoziologische Kartierung und Analyse der Entwicklung der Mathematik im deutschen Hochschulsystem zu erarbeiten und die Ergebnisse über eine Webseite frei zugänglich zur Verfügung zu stellen.
Durch eine besondere methodische Herangehensweise erhält das Projekt „Politische Umbrüche und Disziplinenwandel. Mathematik in Deutschland, 1920-1960“ einen Pilotcharakter. „Unser Ansatz ermöglicht es, einerseits die Entwicklung der Disziplin systematisch zu erfassen und andererseits ein Forschungstool zu entwickeln und zu erproben, das zukünftig auch auf andere Zeiträume und Disziplinen übertragbar sein soll“, so Prof. Heinze.