Auf ein Bier im Wiesenstübchen Ein Prinz hinter dem Tresen
Wuppertal · Zum Pils gibt es „bierbegleitende Speisen“, der Karnevalsprinz geht ein uns aus und wenn der Hund eines Stammgastes verstirbt, wird gemeinsam auf ihn angestoßen. Das Wiesenstübchen überzeugt mit echter Eckkneipen-Tradition.
Vor fast 24 Jahren beschlossen die beiden LKW-Fahrer Mike Fierus und Ingo Hens, ihre Jobs an den Nagel zu hängen und sesshaft zu werden. Als dauerhaftes Domizil wählten sie die Eckkneipe Wiesenstübchen auf der Wiesentraße 137. Der alte Wirt ging in Rente und Mike, der in der Kneipe durch die Proben seines Trompetenvereins kein Unbekannter war, beschloss mit seinem Partner Ingo die Eckkneipen-Tradition fortzuführen. Damals wie heute war das Wiesenstübchen Stammquartier des Wuppertaler Prinzenpaares.
Und im Jahr 2001 kam Mike schließlich selbst zu der Ehre, zum Karnevalsprinz gekürt zu werden („Der letzte DM-Prinz“, wirft Ingo ein). Sein reich mit Pailletten besticktes, glitzerndes Ornat hängt heute wohl behütet durch Fensterglas geschützt an der Kneipen-Wand, die Karnevalsorden sorgfältig drum herum drapiert. Mike ist stolz, damals Prinz gewesen zu sein.
Dienstags bis sonntags von 15 Uhr bis „das weiß man nie“ hat die Eckkneipe in der Elberfelder Nordstadt geöffnet. Tritt man um kurz vor 16 Uhr unter den wachsamen Augen der Eule (das Logo der Kneipe) durch die Kneipentür, ist der 18 Meter lange Tresen gut besetzt. Stammgäste, die jeden Tag nach Feierabend vorbei schauen, nippen an Bier und Schnäpschen und verzehren „bierbegleitende Speisen“, sprich selbst gemachten Frikadellen. „So ist es immer schon gewesen und so wollen wir es weiter führen. Früher haben die Kinder ihre Väter hier abgeholt, und jetzt kommen die Kinder mit ihrem eigenen Nachwuchs“, erzählt Ingo.
Den beiden Wirten ist es wichtig, ihre Eckkneipe so traditionell wie möglich zu halten. Zapfen, putzen, reparieren, Frikadellen braten – sie machen alles selbst, und ihre Stammgäste helfen ihnen dabei.
Doch nicht immer lief alles glatt in der Wiesenstraße. „Vor acht Jahren sind wir abgebrannt. Monate lang mussten wir das Bier in der Garage zapfen und die Kneipe wieder herrichten. Aber alle haben mit angepackt“, berichten Ingo und Mike von ihrer bisher größten Wiesenstübchen-Tragödie. Mitten in der Nacht brach das Feuer los, schuld war eine defekte Kaffeemaschine. Und hätte ihre Nachbarin die beiden Wirte nicht aus dem Bett geklingelt (sie wohnen über der Kneipe), dann wäre vielleicht noch Schlimmeres passiert. Drei Monate nach dem Feuer konnten sie den Zapfhahn in der Garagen-Kneipe wieder zudrehen und zurückkehren an ihren 18 Meter langen Tresen.
Einige Anekdoten haben die beiden schon zu erzählen. „So viele, dass wir davon ein Buch schreiben könnten“, sagt Ingo nippt an seinem Baileys auf Eis, das einzige alkoholische Getränk, das er trinken kann ohne betrunken zu werden.
Fußball-Weltmeisterschaften, Hochzeiten und Beerdigungen – „Das hat es hier alles schon gegeben“, Als ein Stammgast tief betrübt eine Urne vor sich auf den Tresen stellte, stießen alle anwesenden mit ihm auf den Toten an. „Und wen haben wir da betrunken? Seinen Hund!“ Noch heute müssen Ingo und Mike bei dem Gedanken daran schmunzeln.