Armut in Wuppertal Schulterschluss der Kindertafeln
Wuppertal · Die Kindertafeln in Wuppertal haben sich zusammengetan. Die neu gegründete „Arbeitsgemeinschaft“ soll es leichter machen, gemeinsame Interessen zu vertreten und sich gegenseitig zu unterstützen. Und ein riesiges Geschenk ist der AG gleich zu Beginn gemacht: Das Ehepaar Bethe wird Spenden, die im nächsten halben Jahr eingehen, mit einer Gesamtsumme bis zu 125.000 Euro verdoppeln.
Aus 10 Euro werden 20 Euro, aus 100 werden 200 Euro. Und aus 125.000 Euro werden 250.000 Euro. Eine Viertelmillion Euro, die direkt in die Bekämpfung von Wuppertals wohl größtem Problem fließen wird: das der Kinderarmut.
Am Mittwochvormittag sitzen die, die sich der Unterstützung der Schwächsten in der Stadt verschrieben haben, gemeinsam um einen Tisch. Vertreterinnen und Vertreter der fünf Kindertafeln, die täglich warme Mahlzeiten für bis zu 4.200 Kinder im gesamten Stadtgebiet ausgeben, ihnen bei den Hausaufgaben helfen und kleine Freizeitangebote machen. „Jedes dritte Kind in unserer Stadt lebt in Armut“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. „Ernährung, Teilhabe und Bildung – mit diesem Dreiklang an Unterstützung leisten die Kindertafeln unendlich viel für die Ärmsten unserer Stadt.“
Von Vohwinkel über Elberfeld, Barmen, Unterbarmen bis Lan- gerfeld – während jede Kindertafel Kinder in ihrem Stadtteil im Blick hat, macht es die im Februar gegründete Arbeitsgemeinschaft nun möglich, gemeinsam vor Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit für ihre Interessen – und vor allem die der Kinder – einzustehen.
Der Impuls für diesen Zusammenschluss kam von einem Ehepaar mit Expertise: Seit 26 Jahren unterstützen Roswitha und Erich Bethe mit ihrer gleichnamigen Stiftung Projekte für Kinder bundesweit und insbesondere auch in Wuppertal. „Und wir haben uns entschlossen, alle Spenden, die innerhalb von sechs Monaten bei der AG Kindertafel eingehen, bis zu 125.000 Euro zu verdoppeln“, erklärt Stifter Erich Bethe. „Denn es ist uns wichtig, selbst Geld zu spenden, aber vor allem anzustiften und die Menschen anzuregen, sich zu beteiligen.“
Durch eine Spende doppelt so viel Gutes tun für Kinder, die oftmals ohne Frühstück und Brotdose das Haus verlassen, um bei den Tafeln ihre erste Mahlzeit einnehmen zu können. „Weil das Problem so massiv ist, möchten wir mit den Spenden den Kindern die Möglichkeit geben, auch ein gesundes Frühstück für den nächsten Tag einzupacken“, stellt Eva Rapsch von der Wuppertaler Tafel in Barmen in Aussicht.
Markus Pilters vom Unterbarmer Kinderteller kann sich vorstellen, für die Kinder so den Weg ins Schwimmbad zu finanzieren. „Die meisten unserer Kinder können nicht schwimmen. Durch die Spenden können wir ihnen das Seepferdchen ermöglichen.“ Und Joachim Heiß von der Alten Feuertafel in Elberfeld möchte endlich im hauseigenen Nutzgarten ein Kochprojekt realisieren.
Ziel also: 250.000 Euro für fünf Organisationen und insgesamt bis zu 4.200 Kinder, im gesamten Stadtgebiet. „Die Kindertafeln ziehen sich wie eine Perlenkette der Hilfe durch Wuppertal“, sagt Stefan Kühn. „Als AG sind sie nun gestärkt und durch ihr Vor-Ort-Sein leisten sie Hilfe, die genau dort ankommt, wo sie dringendst benötigt wird.“