Vor dem Wuppertaler Amtsgericht Angeklagter hatte keine Lust auf Prozess

Wuppertal · Für seinen Strafprozess vor dem Amtsgericht hatte ein Angeklagter aus der Elberfelder Nordstadt diese Woche erkennbar kein Verständnis. Gleich zweimal musste ihn die Polizei suchen gehen, weil er bei seinem Termin fehlte.

Das Wuppertaler Amtsgericht.

Foto: ag-wuppertal.nrw.de

Bei einem kurzen Zwischenspiel auf dem Gerichtsflur macht der Mittdreißiger seinem Unmut laut schimpfend Luft: "Was soll ich hier? Wieso dauert das so lang? Ist das etwa die Arge?" Und: "Einbrechen — habe ich gar nicht nötig! Sagt dem Richter, das geht alles von meiner Zeit ab. Ich könnte schon zweimal besoffen sein!"

Der Angeklagte war am Vormittag von Polizisten des Stadtbezirks zwangsweise vorgeführt worden, weil er schon einen früheren Termin ausgelassen hatte. Den verblüfften Beamten erklärte der Mann: "Sie müssen mich gleich sowieso wieder zurückbringen. Da habe ich ein Recht drauf, weil Sie mich ja auch abgeholt haben. Ich hab' keinen Bock, zu laufen!"

Aus dem speziellen Taxiservice wurde allerdings nichts. Die Polizisten lieferten den Angeklagten bei Richter Dr. Christian Lange ab. Der ermahnte den Nordstädter, mit streng in Falten gezogener Stirn: Es dauere noch was, bis er dran sei. Und: Er solle nicht weggehen.

Doch eine Handhabe, den Mann festzusetzen, bestand anscheinend nicht. Für zehn Minuten ging es zwar trotzdem gut. Dann jedoch entschied sich der Angeklagte anders und nutzte einen unbeobachteten Moment, um schlicht durchs Portal des Gerichtszentrums wieder nach draußen zu marschieren.

Die sofort noch einmal los geschickte Polizei konnte ihn zwei Stunden später festnehmen. Bis zum Ende des Verfahrens sitzt der Angeklagte nun im Gefängnis.

Laut Staatsanwaltschaft soll er vergangenen August über einen Balkon in eine Wohnung an der Schleswiger Straße eingedrungen sein. Dort habe er Geld und ein Handy gestohlen. Darüber wird nun in einem neuen Termin Anfang Juni verhandelt. Dabei sollte der Angeklagte tunlichst anwesend bleiben ...