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Wuppertal · Die Frage, wie "wir" mit Menschen von anderswo zusammenleben und zurechtkommen, bewegt viele. Der Wuppertaler Schriftsteller Michael Zeller (Foto: Ryszard Kopczynski) hat sich auf ganz eigene Weise der Sache angenommen: "Die türkische Freundin" versammelt auf 107 Seiten Geschichten und Gedichte, die ein weites Spektrum der Frage, was fremd ist und warum, abdecken.

Foto: Ryszard Kopzynski

Zeller, der hier durch den Mund eines Manns namens Andrich (= anderes Ich?!) spricht, gibt mit "Die türkische Freundin I" und "Die türkische Freundin II" dem kleinen Band eine Klammer, die sich über Jahrzehnte erstreckt: Alltägliche Integrationsprobleme schildert der Autor aus (mehr als) nachbarschaftlicher Perspektive. Interessante Sichtweisen kommen aufs Papier — doch bleibt das Ganze seltsam distanziert. Man wird nicht wirklich warm mit dem Thema, das diesem Buch den Titel gibt.

Foto: Asso-Verlag

Ganz anders dagegen "Murats Bestimmung", eine ausgesprochen direkt und fast wortkarg geschilderte Begegnung auf einer Treppe. Sehr gute Reduktion! Großartig nennen muss man den Text "Kalt weht es übers Grab des Herrn", der eine ganz skurrile türkisch-polnische Begegnung erzählt. Und sehr dicht "Staunen wie ein Baum", wo Zeller/Andrich die Erfahrungen während der Arbeit an einem "Schulhausroman" herausfiltert. Ausgezeichnet geschildert die düstere Atmosphäre einer ganz und gar schief gelaufenen Begegnung in einem türkischen Supermarkt in "Anatolische Nüsse".

Dann die Erzählung "Glück. Ein Panorama", die in Tel Aviv spielt: Der Leser hört, riecht und schmeckt das Gewimmel im Café an der Straße. Und sieht mit des Autors Augen — vor allem die Kellnerin. Offen gesagt: Michael Zeller ist ein sehr guter Frauenbeschreiber. Zart kann er das, zurückhaltend — und sehr verlockend zugleich.

"Die türkische Freundin" (erschienen im Asso-Verlag, 12 Euro) ist ein seltsames Buch. Höhen und Tiefen nah beieinander. Ein Wechselbad. Darin gleicht es dem Thema "Wir und die anderen".

Übrigens: Am Dienstag, 15. Mai 2018, liest Michael Zeller bei der "Literatur Biennale" um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek, Kolpingstraße, aus seinem Roman "Falschspieler". Eintritt: 6, ermäßigt 3 Euro.