548 Grafiken, vier Gemälde Ein fast vergessener Star
Wuppertal · Dem Von der Heydt-Museum ist es gelungen, ein umfangreiches Werkkonvolut von Jankel Adler zu erwerben. Das Wuppertaler Konvolut umfasst 548 Grafiken und vier Gemälde – die Werke stammen überwiegend aus dem Nachlass des polnisch-jüdischen Künstlers.
Jankel Adler wurde 1895 nahe Łódź in Polen geboren und starb 1949 in England. Er hat das, so die stellvertetende Musumsdirektorin Antje Birthälmer, „wichtigste Bild von Else Lasker-Schüler“ gemalt (das im Von der Heydt-Museum hängt), ist in einem Atemzug beispielsweise mit Chagall und Modigliani zu nennen – und doch sehr in Vergessenheit geraten.
Für Wuppertals Von der Heydt-Museumsdirektor Roland Mönig ist die Neuerwerbung „ein enormer Zugewinn. Wir sind jetzt quasi ein Jankel-Adler-Zentrum, haben so viel von diesem Künstler, wie sonst kaum ein anderes Museum.“
Jankel Adler hatte eine besondere Beziehung zu Wuppertal. Seit 1916 studierte er an der Barmer Kunstgewerbeschule bei Professor Gustav Wiethüchter, wohnte auch in Barmen, und fand Anfang der 20er Jahre Anschluss an die rheinische Kunstszene. Zunächst gehörte Adler zur Barmer Künstlervereinigung „Die Wupper“, anschließend knüpfte er Kontakte mit anderen Künstlergruppen wie dem „Jungen Rheinland“, den „Kölner Progressiven“ und dem „Aktivistenbund“. Sammler wurden auf ihn aufmerksam – er zählte bald zu den führenden Künstlern im Rheinland. Überregionale Anerkennung sowie Kontakte nach Berlin, Paris und Polen folgten.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam der Bruch: Adler drohte nicht nur wegen seiner jüdischen Herkunft, sondern auch wegen seiner „entarteten“ Kunst große Gefahr. Schon 1933 emigrierte er nach Paris, 1943 nach London. Viele seine Werke in deutschen Museen wurden beschlagnahmt und zerstört, beziehungsweise gelten bis heute als verschollen. Alle neun Geschwister von Jankel Adler kamen während der Shoa ums Leben, er betrat nie wieder deutschen Boden – und starb 1949 mit nur 54 Jahren an einer Herzattacke.
Die Werke, die Wuppertal jetzt mit Hilfe von Stiftungen, durch das Land und eine Spende ankaufen konnte, umfassen die gesamte Dimension des Adlerschen Schaffens von ostjüdisch-chassidischen „Erinnerungsbildern“ über die Darstellung von Körperlichkeit bis hin zur Abstraktion. Alle Neuerwerbungen werden nun intensiv wissenschaftlich aufgearbeitet – und Anfang 2022 soll es eine große Ausstellung geben.
Museumsdirektor Roland Mönig ist besonders beeindruckt von der „großen kulturellen Spannweite dieses Künstlers“ – und freut sich darauf, wenn all das öffentlich präsentiert werden kann: „Es sind ganz zauberhafte Werke dabei.“