Taltontheater „Volkstanz“ sorgt für Lachsalven
Wuppertal · Um Pseudo-Gutmenschentum geht es in der leichten Gesellschaftssatire "Venedig im Schnee", die am Samstag im Taltontheater Premiere feierte.
Das Stück hat ungefähr so viel mit Venedig zu tun, wie die Spendenbereitschaft von Nathalie (Daniela Stibane) und Jean-Luc (Denny Pflanz) mit Mildtätigkeit. Das verliebte Paar glaubt, mit Patricia (Tabea Schiefer) einen politischen Flüchtling im eigenen Baustellen-Wohnzimmer zu bewirten. Doch Patricia ist nicht geflohen, sondern nach einem Streit mit Freund Christophe (Moritz Heiermann), einem ehemaligen Kommilitonen Jean-Lucs, einfach nur zickig.
Um Christophe zu ärgern, erfindet sie das Land Chouwenien, aus dem sie angeblich stammt, nebst eigener Sprache. Dass es diesen Staat gar nicht gibt, merken die Gastgeber selbst dann nicht, als sie es nicht im Atlas finden. Und so schütten sie die vermeintlich Geflohene zu mit Sperrmüll ("Für die Leute in Chouwenien") und Ignoranz ("Das ist doch da, wo Krieg war"). Regisseur Benjamin Breutel, der zum ersten Mal für das TTT ein Stück inszeniert hat, hat die Figuren gut ausgelotet. Sie wirken überwiegend authentisch, was den Humor stellenweise so beißend macht. Denn die Zuschauer erkennen eigene Charakterzüge oder Einstellungen. Denny Pflanz ist ein großartiger, stets strahlender Jean-Luc, der mit Daniela Stibane die perfekte Partnerin auf der Bühne hat. Schiefer hat es als schweigsame Beleidigte zunächst nicht einfach. Ihre Rolle nimmt erst Fahrt auf, als die Lüge anfängt. Den Höhepunkt erreicht Schiefers Darstellung bei einem "Volkstanz", den sie mit vollem Körpereinsatz auslebt. Das Publikum kann an dieser Stelle vor Lachen kaum an sich halten. Neben den drei starken Figuren tritt die von Christophe in den Hintergrund. Moritz Heiermann spielt ihn sympathisch-betroffen.
"Venedig im Schnee" lohnt sich: Zwei Stunden gute Unterhaltung mit genug Schärfe, um nicht eine reine Komödie zu sein.