„Tanz ist eine andere Art von Sprache“
Wuppertal · Als Schauspieler lieben ihn die Wuppertaler. Als Intendant hat er gerade seine erste Spielzeit vorgestellt. Jetzt betritt Thomas Braus wieder Neuland: Derzeit probt er für den Tanzfilm und das Bühnenstück "Proxima Centauri.
In Wahrheit bin ich ein Pferd" von Nathalie Larquet.
Thomas Braus erzählt Geschichten. Klar, er ist ja auch Schauspieler. Doch er erzählt sie nicht nur mit seinem Mund. Er transportiert sie auch über seinen Körper. Wer ihm in Dantes "Hölle/Inferno" unters Operndach gefolgt ist, konnte das eindrucksvoll erleben. Wie er dort über den Boden robbte, über Leitern und schmale Stiegen turnte. Geschmeidig und zäh, elegant und robust zugleich. Jetzt geht der neue Schauspielintendant einen Schritt weiter und ist einer von vier Tänzern in dem Tanzprojekt "Proxima Centauri. In Wahrheit bin ich ein Pferd" von Nathalie Larquet und Klaus Dilger.
Braus als Tänzer? "Ja, das ist eine ganz tolle Erfahrung", schwärmt der 50-Jährige, der einräumt, anfangs nervös gewesen zu sein. "Doch die Tänzer waren so ruhig, dass alles ganz selbstverständlich war. Die Hemmungen waren schnell verflogen." Der Schauspieler macht zwischen Sprech- und Tanztheater fließende Grenzen aus. "Tanz ist ja eine andere Art von Sprache." Für die Choreografin Nathalie Larquet ist Braus die perfekte Besetzung: "Es ist großartig, wie er sich bewegt. Er hat eine unglaublich starke körperliche Präsenz und fühlt wie ein Tänzer."
2011 gewann Nathalie Larquet zusammen mit dem Produzenten dieses Stücks, Klaus Dilger, bei den Internationalen Filmfestspielen in München den 1. Preis des "Internationalen Wettbewerbs "Choreographic Captures" für den Tanzkurzfilm "Rehorsals — getting horses used to dance". Und auch in "Proxima Centauri" spielen Pferde eine zentrale Rolle. "Die Arbeitsgrundlage der Tanztheaterproduktion ist die Fiktion", erklärt Dilger, "dass die Erde zerstört ist und nur noch von Pferden bewohnt wird. Dabei spielt das Wesen der Pferde eine große Rolle." Denn Pferde stehen in der Mythologie für die Öffnung in eine andere Welt, für den Übergang zwischen Wirklichkeit und Traum, Diesseits und Jenseits. Diese Vorstellung und Texte von Ovid, wie dessen "Metamorphose", bilden unter anderem die Basis für das Tanzstückes, dessen Erarbeitung im September weiter gehen wird.
Gedreht wurde und wird im Bergischen Land, in der Zeche 1 in Bochum sowie in einer Wüstenlandschaft in den Niederlanden. Der Film soll bei Festivals laufen — in Deutschland, aber auch außerhalb. Das Bühnenstück wird Ende November in Bochum Premiere haben. "Wir wollen es auch in Wuppertal zeigen, suchen aber noch nach einem geeigneten Ort", berichtet Dilger. Die Riedel-Hallen wären eine Option.
Für Thomas Braus waren die Proben zum Stück eine wichtige Abwechslung zu seiner neuen Tätigkeit als Intendant. "Ich brauche diese künstlerische Arbeit, um anderes machen zu können", beschreibt Braus seine aktuelle Situation. "Ich habe durch diese Zusammenarbeit viele neue Impulse bekommen — das macht sich auch an meinem Spielplan bemerkbar."