Holmead-Ausstellung in der Barmer Kunsthalle "Sehenswerten Künstler wiederentdeckt"

Wuppertal · Am Sonntag (19. Februar 2017) eröffnete in der Von der Heydt-Kunsthalle am Geschwister-Scholl-Platz eine Ausstellung mit Werken des amerikanischen Künstlers Holmead. Dr. Beate Eickhoff, Kuratorin der Ausstellung, sprach über den Künstler mit der Rundschau.

Dr. Beate Eickhoff.

Foto: VDHM

Rundschau: Gewöhnlich stellen Sie in Barmen junge Künstler aus, Holmead jedoch starb 1975. Ein Widerspruch?

Eickhoff: Nicht direkt, Holmead ist ein Künstler, der sich schwer einordnen lässt. Er fällt durch alle Raster, die der Kunstmarkt in den letzten Jahren aufgebaut hat. Außerdem änderte er mit 80 Jahren seinen Malstil radikal, zeichnete aus dem Gedächtnis Köpfe, die er dann in Spachteltechnik in nur wenigen Minuten auf Leinwand festhielt. Ein alter, junger Wilder.

Rundschau: Ist Holmead in vielen Museen vertreten?

Eickhoff: Nein, als einziger Sohn eines Möbelfabrikaten war er auf Ausstellungen und Verkäufe nicht angewiesen. Mit 23 Jahren reiste er erstmals nach Europa, übrigens mit einem Schwesternschiff der Titanic. Hier besuchte er die großen Museen, war davon so beeindruckt, dass er beschloss, Maler zu werden.

Rundschau: Besuchte er jemals in Europa eine Akademie?

Der französischen Schriftstellerin Colette widmete Holmead eines der wenigen namentlich gekennzeichneten Porträts.

Foto: VDHM

Eickhoff: Holmead ist Autodidakt, malte zuerst Stadtansichten von den Orten, die er besuchte, ging dabei bevorzugt in die Vorstädte, so dass seine Bilder eine gewisse Melancholie ausstrahlen. Insgesamt pendelte er 30 Mal zwischen Amerika und Europa, viele seiner Werke gingen daher verloren. Ende der 20er Jahre hatte er große Ausstellungen. Beim Einmarsch der Deutschen Truppen wurde eine große Ausstellung in Oslo im April 1940 geschlossen. Betroffen von den Ereignissen in Europa ging er nach Amerika zurück. und widmete sich hier auch biblischen Themen.

Rundschau: Aber er kam nach Europa zurück?

Eickhoff: Ja, er zog mit seiner deutschen Frau, der Fotografin Elisabeth Fritze 1956 nach Brüssel. Hier erlitt er 1961 einen Schlaganfall, der ihn körperlich einschränke. Er entwickelte eine neue Maltechnik, das "Shorthand-Painting", wandte sich dem Porträt zu, wobei er nur wenige Male wirklich jemanden porträtiert hat, wie die französische Schriftstellerin Colette, die anderen Köpfe entstanden nach Begegnungen im Alltag. Etwa der Straßenjunge, der Priester oder der Metzger. Aber obwohl sie alle ähnlich angelegt sind, breite Stirn, helle Wangen, Mund und Nase fast gleich, zeigen sie Charakteristisches, ohne zu karikieren. Holmead muss einen schönen Humor und große Liebe zu den Menschen gehabt haben.